Siara

#1 von Hanna(h) , 20.08.2011 19:09

Ein bisschen anders als im AF....

Ich hoffe das liest hier überhaupt jemand...

Siara saß im Wohnzimmer und las, als ihr Bruder mit seinem besten Kumpel reinkam. Mit Fabio. Wie lange sie schon für ihn schwärmte wusste sie nicht mehr. Ihr selbst kam es wie eine Ewigkeit vor, eine höllengleiche Ewigkeit in der sie sich nie getraute ihn einmal anzusprechen. Wie auch, wenn ihr Bruder immer dabeistand und dumm grinste, sobald sie rot wurde oder versuchte etwas zu sagen.
Doch diesmal ging John in die Kühe um Saft zu holen und sie blieb mit Fabio alleine. "Hey." Siara zuckte zusammen. "Hi.", krächzte sie. "Du bist Siara, oder?" Siara schaffte es zu lächeln ohne zu sehr zu erröten. "Ja.", flüsterte sie. Mann, wo war bloß ihre Stimme hin? "Ich geb am nächsten Samstag eine kleine Party, vielleicht hast du ja Lust zu kommen? Bring deine Freundin mit, die Dunkelhaarige, ja?" Bevor Siara antworten konnte, war Fabio mit John im Treppenhaus verschwunden.
Siara unterdrückte einen Freudenschrei. Er hatte mit ihr geredet! Und sie auf seine Feier eingeladen! Siara stürzte in ihr Zimmer zu ihrem Handy um Kaíga anzurufen.
"Rate mal, wer mich auf seine Party eingeladen hat!" "Mir geht's gut, danke der Nachfrage." Man konnte richtig hören wie Kaíga grinste. "Na los, sag schon bevor du platzt.", tat sie unbeeindruckt. Siara wusste dass das nur Gehabe war, doch sie verzichtete auf die Genugtuung Kaíga auf die Folter zu spannen. "Fabio." "Oh wow. Hast du ihn endlich mal angesprochen?" "Naja, eigentlich war er es der mich angesprochen hat. Aber das ist doch egal. Wichtig ist, dass er mich eingeladen hat. und er hat gesagt ich soll dich mitbringen." Siara überlegte. "Scheiße, das ist kein gutes Zeichen, oder? Er will gar nichts von mir, sondern von dir, hab ich Recht?" "Ach Quatsch, mach dir mal keine Gedanken. Er wollte bestimmt nur nicht, dass du niemanden kennst. Und selbst wenn er was von mir wollte, solange du in ihn verliebt bist, lasse ich sowieso die Finger von ihm. Er gehört dir, das weißt du doch." Siara seufzte. "Danke Kaíga, du bist die Beste. Ich mach mir trotzdem Sorgen, aber nicht wegen dir sondern wegen ihm." "Ich hab doch gesagt, mach dir deswegen keinen Kopf. Wie wärs, ich hol dich in einer halben Stunde ab und wir gehen shoppen? Das bringt dich auf andere Gedanken. Außerdem brauch ich eh noch was zum Anziehen für die Party." Trotz ihrer bedrückenden Gedanken musste Siara lächeln. "Unsere Kleiderschränke quellen zwar schon über, aber..."
"...eine Gelegenheit zum Shoppen sollte man niemals verpassen!", sagten beide im Chor. Das war ihr Lebensmotto und bis jetzt hatte damit alles wunderbar funktioniert. Was vielleicht zum Großteil an den prall gefüllten Geldbörsen ihrer Väter lag. Aber wer machte sich schon Gedanken woher das Geld kam, solange es in Strömen floss?

"Hi." Zur Begrüßung umarmten sich die beiden Freundinnen. Siara hatte zwei große Kaffe Latte besorgt und bevor sie ihren Shoppingmarathon begann saßen sie gemütlich plaudernd auf einer Bank.
Dann eroberten sie die Läden.

Siara atmete tief durch. Sie und Kaíga standen vor Fabios Haustür, jeden Moment bereit zu klingeln. "Machst du bitte?", bat Siara ihre Freundin, ich bin viel zu aufgeregt dafür." Kaíga grinste. Sie hatte ihre Eltern überreden können sie trotz Hausarrest auf diese Feier zu lassen und war entsprechend gut drauf. "Na klar klingel ich. Sonst stehen wir die ganze Nacht hier draußen. Bereit?2 Kaíga alberte noch kurz herum, bevor sie ihre rechte Hand hob und den Klingelknopf drückte. Die Tür öffnete sich. "Kommt rein." Dahinter stand nicht Fabio. Nur irgendein Partygast, der sie jetzt ins Haus winkte. Kichernd schlüpfte Kaíga durch die Tür und zog Siara mit sich. Die Freudinnen hängten ihre Jacken in die Garderobe und stürzten sich ins Getümmel. Widerstandslos ließ Siara sich mitziehen, als Kaíga die Bar ansteuerte . Wo war nur Fabio? Suchend sah sie sich im Raum um. Das war seine Party, da konnte er sich nicht irgendwo verstecken. Er musste hier sein. Es waren Unmengen an Leuten gekommen, Fabio war eben sehr beliebt. Siara erkannte einige ihrer Mitschüler, auch aus anderen Jahrgangsstufen. Der Großteil der Mengen waren Prüfungsabsolventen und Studenten wie Fabio. Siaras Bruder war auch da. Sie bemerkte es mit einem Seufzen. Fabio war immer noch nicht in Sicht, also seufzte sie gleich noch einmal. "Hallo?" Kaígas Hand tauchte vor ihren Augen auf. "Wir sind hier um Spaß zu haben, schon veegessen? Also, warum kuckst du so, als ob gleich die Welt untergeht?" Siara verzog das Gesicht zu einer möglichst mitleiderregenden Grimasse. "Fabio ist nicht da. Zumindest hab ich ihn noch nicht gesehen." Kaíga fing an zu lachen. "Süße, wir sind seit fünf Minuten hier. Komm, wir holen uns was zu trinken und dann tanzt du mit diesem unverschämt gutaussehenden Jungen dort drüben, der dich ansieht seit er uns die Tür aufgemacht hat. Wenn Fabio dich dann nicht bemerkt ist ihm auch nicht zu helfen." Siara lachte. Kaíga schaffte es zum Glück immer sie aufzumuntern.

Siaras Kopf schwirrte vor Enttäuschung. Sie war zwar nicht mit großen Erwartungen zur Feier gekommen, zumindest hatte sie sich das versucht einzureden, aber Fabio hatte sie noch nicht mal begrüßt obwohl sie und Kaíga schon über zwei Stunden hier waren und das deprimierte sie. Zwar hatte Siara mit einigen anderen gutaussehenden Jungs getanzt und erzählt, aber dafür war sie eigentlich nicht hergekommen. Außerdem war sie sich sicher leicht angetrunken zu sein, ein Zustand der sie zwar nicht weiter beunruhigte, der aber daheim für eine Menge Ärger sorgen würde wenn ihre Eltern es mitbekamen.
Ohne Vorwarnung tauchte Fabio neben ihr auf. "Wollen wir raus gehen, einen kleinen Spaziergang machen?" Siara grinste. Wie leicht durchschaubar. Seinem Lächeln konnte sie trotzdem nicht widerstehen, also ging sie mit.
Stumm liefen sie nebeneinander her. Siara genoss die Stille, die Dunkelheit, Fabios Nähe. Nicht weit von Fabios Haus lag der See, in dessen glatter Oberfläche sich der rundeste Vollmond, den es jemals in einem Universum gegeben hatte spiegelte, und genau dorthin waren sie unterwegs.

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RE: Siara

#2 von Hanna(h) , 20.08.2011 19:10

Harfenmusik klang leise aus versteckten Boxen. Siara drehte sich zu Fabio um. "Wie perfekt." Er trat einen Schritt auf sie zu und zog sie vorsichtig an sich. Siara schaute ihm direkt in die Augen, in seine wunderschönen braunen, fast schwarzen Augen und es kam ihr vor als versank sie darin. Ihre Gesichter waren nur wenigen Zentimeter voneinander entfernt als Siara die Augen langsam schloss. Fabio überbrückte den letzten Abstand zwischen ihnen und seine Lippen trafen auf ihre. Zuerst konnte Siara gar nichts denken. In einem Zustand völliger Glückseligkeit genoss den Kuss.
Perfekt. Ihr erster Kuss und er war makellos.
Verrückt. Sie kannte Fabio noch nicht mal genauer. Doch er kam ihr so vertraut vor, dass sie wusste, es war richtig.

Fabio legte von hinten die Arme um sie und zog Siara an sich. "Wie geht es dem schönsten aller Mädchen?" Sie drehte sich um und küsste ihn. "Guten Morgen. Erinnerst du dich, dass du mir für den letzten Ferientag ein Überraschung versprochen hast?" Er lachte. "Wie könnte ich das vergessen. Du hast mich seitdem jeden Tag daran erinnert. Aber die Überraschung gibt's erst heute Abend. Zuerst genießen wir deinen letzten Ferientag. Unser Programm für heute: Wir laufen an den See und fahren mit meinem neuen Boot, dann gehen wir schick essen und dann kommt die Überraschung. Wie klingt das?" Siara lächelte glücklich. "Perfekt. Wann gehen wir los?" "Wann immer du willst, Kleine." "Sofort?" Siara lächelte süß. "Dann können wir mehr Zeit zusammen verbringen."

"Schlaf mit mir", flüsterte er ihr ins Ohr. Keine Frage. Keine Bitte. Ein Befehl. Sie hob den Blick und schaute ihm in die Augen. "Jetzt?" "Jetzt. Machen wir den Tag perfekt." "Aber das war er doch schon. Fabio. Ich will das nicht. Noch nicht." Er stand auf und machte Musik an. Ihr Lied. "Mach es doch nicht jetzt noch kaputt Siara.", sagte er beiläufig. "Heute ist unser großer Tag. Wir beide gehören zusammen, Kleine. Du und ich, ewig und für alle Zeiten, oder etwa nicht? Du liebst mich. Und ich liebe dich. Wo ist da das Problem?" Siara zuckte fast unsichtbar mit den Schultern. Es war mehr so ein Gefühl... Sie liebte Fabio, hatte ihn schon immer geliebt. Die Nacht der Nächte. Wie oft hatte sie sich diesen Moment schon ausgemalt. Unzählige Male hatte sie davon geträumt. Aber nie hatten Fabios Augen einen solchen Ausdruck gehabt. Wie er sie betrachtete. Das war keine Begierde. Das war der Blick eine Jägers, der sich am Ziel wusste. Gier, gemischt mit Triumph. "Nein Fabio. Ich werde nicht heute Nacht mit dir schlafen." Sein Blick wurde kalt. "Das ist nicht dein Ernst." Seine Stimme machte ihr Angst. Sie nickte. "Doch" "Dann passen wir vielleicht doch nicht so gut zusammen wie ich dachte", sagte er schneidend. Ihr fröstelte. "Du solltest jetzt gehen. Wir werden uns nicht mehr sehen." Siara drehte sich der Magen um. "Du machst Schluss?" Ihre Stimme brach. "Aber du liebst mich. Ich liebe dich!" Er betrachtete sie kühl. "Anscheinend nicht genug." Ruckartig drehte Siara sich um. Ihre Füße stolperten aus dem Zimmer, aus dem Haus ohne dass sie Notiz davon nahm. Ziellos lief sie durch das nächtliche Wohnviertel. Ihr Gesicht war tränennass. Das konnte alles nicht wahr sein. Siaras Hände umschlossen ein vertrautes Gartentor. Einen Moment lehnte sie sich an die Metallstäbe. Dann suchte sie mit zitternden Fingern nach ihrem Handy. Sie kannte die Nummer auswendig.

"Oh Süße...Komm her." Kaíga nahm sie in den Arm und drückte sie fest. Mit geübtem Handgriff holte sie eine Reisen-Packung Taschentücher aus ihrer Schreibtischschublade hervor. "Er hat dich gar nicht verdient. Wer mit dir Schluss macht, verdient dich wirklich nicht. Er muss verrückt sein. Geschieht Fabio ganz recht, dass du ihn verlassen hast. So ein gemeines Arschloch!" Siara schniefte. "Er ist kein Arschloch. Ich liebe ihn. Außerdem hat er mit mir Schluss gemacht und nicht umgekehrt." Kaíga umarmte sie noch einmal. "Ein Arschloch ist er trotzdem. Du schläfst heute Nacht bei mir, ja? In dem Zustand kann man dich ja nicht alleine lassen! Was du jetzt ganz dringend brauchst ist ein Mädelzzabend mit ganz viel Eis und traurigen Filmen. Du wirst sehen, das wirkt Wunder." "Danke Kaíga. Ich weiß nicht was ich ohne dich machen würde. Ich hab dich lieb.", schluchzte Siara. "Schon okay, Süße. Dazu hat man doch beste Freundinnen. Schaffst du es alleine zu bleiben bis ich DVDs und Eis geholt habe?" Siara lächelte unter Tränen. "Hast du Schokosoße und Sprühsahne da?"

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RE: Siara

#3 von Hanna(h) , 20.08.2011 19:11

Am nächsten Tag war Kaíga verschwunden. Noch vor Unterrichtsbeginn rief Siara sie an. Kaíga ging nicht an ihr Handy, deshalb hinterließ Siara ihr eine Nachricht. "Hey hier ist Siara. Du denkst dran, dass wir heute unseren Vortrag halten müssen, der deine Note rettet, ja? Also beweg deinen Arsch aus dem Bett und beweg dich hierher. Bis gleich." In der ersten Pause ging Kaíga immer noch nicht an ihr Handy. Kaíga wo bleibst du? Denk nicht mal dran, dass ich das Referat alleine halte. Das ist deine Note! Entweder du kommst oder die Prüfung ist für dich gestorben, ist dir das eigentlich klar?" Während den folgenden Unterrichtsstunden bombardierte Siara Kaígas Handy mit SMS, ohne eine einige Antwort zu erhalten. Eine Stunde vor ihrem Vortrag verließ sie den Raum unter dem Vorwand sie müsse auf die Toilette. Im Mädchenklo eingeschlossen rief sie noch einmal Kaíga an. "Scheiße Kaíga wo bist du? ich mach mir Sorgen, du gehst sonst immer an dein Handy. Ich komm jetzt bei dir daheim vorbei." Im Rausgehen warf Siara einen prüfenden Blick in den Spiegel und nickte zufrieden über ihr blasses Gesicht. Sie sah aus als wäre sie einem Geist begegnet. Siara ging zurück ins Klassenzimmer, blieb aber in Tür stehen. "Herr Nastavinte, mir geht es nicht gut, ich gehe nach Hause." Der Lehrer nickte ihr zu. "Sag im Sekretariat Bescheid." Siara versprach es. Ihr war schwindlig. Auf der Straße atmete sie tief durch und versuchte ihre Sorgen um Kaíga zu verscheuchen. Sie nahm ein Taxi bis zum Haus von Kaíga. Dort angekommen klingelte sie Sturm. Doch erfolglos, niemand öffnete, weder Kaíga, noch ihre Eltern, noch irgendein Dienstbote. Was war da bloß los? Frustriert fuhr Siara nach Hause.
Schon beim Eintreten hörte sie ihren Vater brüllen. Das war, soweit Siara sich erinnern konnte, noch nie vorgekommen. Ihr Vater schrie seine Familie nicht an, unter keinen Umständen. Das machte er bloß mit seinen Untergebenen und Angestellten. Sein Büro besaß eine Schallisolierung, deshalb bekam Siara auch davon nichts mit. Selbst wenn man sich die Seele aus dem Leib brüllen würde, solange man in seinem Büro war, konnte das Haus nichts davon hören.
"Was soll das heißen, verschwunden? Niemand verschwindet so ohne Grund Und der einzige Grund für einen Bevahrn zu verschwinden ist wenn ich das ganze befehle und in Auftrag gebe, Himmelherrgott nochmal! ... Für wie dumm halten Sie mich? Selbstverständlich bin ich sicher, dass ich nichts in diese Richtung angeordnet hatte! Ist Ihnen eigentlich klar mit wem Sie sprechen?" Siara schlich näher. "Natürlich meinten Sie das nicht so. Wer glauben Sie wer Sie sind? ihren Job sind Sie los, da können Sie sich sicher sein. Jetzt geben Sie mir Henry, der taugt mehr als Sie." Siara war am Büro angelangt. Die Tür war nicht ganz geschlossen, das war der Grund dafür, dass man alles mithören konnte, was gesagt beziehungsweise gebrüllt wurde. Drinnen fing ihr Vater wieder an zu sprechen, jetzt mit einer ganz anderen Stimme, freundlicher, um einiges freundlicher und beinahe fröhlich.
"Ah Henry, wie schön mal mit jemandem zu sprechen der nicht total geistesgestört ist. Vielleicht könntest du mir die ganze Situation zusammenhängend erklären. Das war ja ungeheuerlich was mir dein Kleiner erzählt hat. Ich hab ihn übrigens gefeuert." Es folgte ein Pause in der wohl Henry sprach. "Immer mit der Ruhe Henry, kannst ihn ja wieder einstellen. Aber jetzt erzähl mal." Wieder schloss sich ein Pause an, dann hörte Siara wie ihr sonst so standfester Vater geschockt nach Luft schnappte. "Aber das kann nicht sein. Wurde wirklich alles abgesucht? ... Seit heute Morgen um drei. Mmh. Schickt noch mal eine Suchmannschaft los. Wurden alle Freunde und Angehörigen schon vernommen? ... Dann leite das bitte sofort in die Wege. Wir müssen sie finden Henry. ich erlaube nicht, das während meiner Amtszeit einfach jemand ohne Erlaubnis verschwindet. Das wäre ja noch schöner. Wiederhörn Henry. Kümmer dich gut um den Fall und bring mir Ergebnissen, sonst ist dein Posten auch bald frei."
Siara lief so schnell und leise wie sie konnte zurück und hoch in ihr Zimmer. Dort warf sie sich auf ihr Bett. Jemand war verschwunden und Kaíga ging nicht an ihr Handy und öffnete nicht die Tür. Das ließ fast nur einen Schluss zu. Doch Siara war nicht bereit das zu akzeptieren.

Siaras Mutter stand in der Tür. "Wir müssen dir etwas sagen. Kommst du bitte in den Salon?" Sie drehte sich um und verschwand. Jetzt war es soweit. Seit sie das Gespräch ihres Vaters belauscht hatte befürchtete sie das Schlimmste. Und jetzt schien es einzutreten. Siara quälte sich aus ihrem Bett, wo sie gelegen und an die Decke gestiert hatte. "Ja? Was ist?" Unbeabsichtigt wurde sie aggressiv wenn ihre Gefühle sie zu überwältigen drohten. "Bitte setz dich auf das Sofa." ihre Mutter warf Siaras Vater einen hilfesuchenden Blick zu, doch der hielt sich aus der ganzen Sache raus. So wie immer. "Liebling, du musst jetzt ganz stark sein." Wieso redete sie mit ihr wie mit einem Kleinkind? Siara ballte die Hände zu Fäusten. "Sag einfach." , zischte sie. Siaras Mutter hob ein Taschentuch an ihre Augen. "Kaíga ist verschwunden." Halb verborgen hinter dem Taschentuch spähte sie zu ihrer Tochter hinüber, in der Erwartung gleich einen filmreifen Wutanfall zu erleben. Doch Siara stand nur wortlos auf und ging die Treppe rauf in ihr Zimmer. Dort angekommen legte sie sich auf ihr Bett und schloss die Augen. Wieder und wieder beschwor sie Kaígas Bild vor ihrem inneren Auge. Wieder und wieder erinnerte sie sich an Situationen mit Kaíga. Wieder und wieder erlebte sie Momente puren Glücks mit ihr. Stundenlang lag sie regungslos auf ihrem Bett. Irgendwann bemerkte sie ihr tränennasses Gesicht. In diesem Moment heulte sie schmerzerfüllt auf. Siaras Schluchzen füllte den ganzen Raum. "Nein.", schrie sie voller Gram. "Nein."

"Siara. Wir haben gehört was passiert ist." Fena und ihre Freundinnen sahen sie kummervoll an. "Es tut uns ja so leid. Jetzt bist du ganz alleine..." Siara schaute die Mädchen nur stumm an und drehte sich dann um. Es stimmte. Kaíga war immer ihre beste Freundin gewesen und obwohl sie auf Partys immer mit einigen anderen zusammen feierte, hatte Siara eigentlich nur eine einzige wahre Freundin gehabt: Kaíga. Und jetzt war sie verschwunden und keiner wusste wo sie war und was mit ihr passiert war. Tränen stiegen ihr in die Augen und Siaras Sicht wurde schleierhaft. Während alles verschwamm lief sie so schnell sie konnte aus der Schule. Zu Hause angekommen warf sie sich heulend auf ihr Bett. Sie brachte die Schultage hinter sich. Sie redete mit keinem und auch an den Unterrichtsgesprächen beteiligte sie sich nicht. Es war als flösse alles um sie herum weg, so schnell dass sie nichts mitbekam sondern nur vor sich hin lebte.

"Siara was soll das? Seit Kaíga nicht mehr da ist lebst du vollkommen hinterm Mond. Du schreibst schlechte Noten. Du hörst keine Musik mehr. Du gehst nicht mehr shoppen! Wie lange willst du dieses Pseudo-Leben denn noch durchziehen? " Siara schaute ihre Mutter nur stumm an und drehte sich weg. Es war doch ihr Leben. "Wenn du so weiter machst wirst du die Prüfung nie schaffen. Willst du das? Dein Leben wegwerfen, weil deine angebliche Freundin feige geflohen ist?" "Sie ist nicht feige.", flüsterte Siara. "Sie ist das mutigste Mädchen, dass ich kenne."
Dennoch veränderte sie im Folgendem ihr Verhalten. Sie wollte die Prüfung nicht verhauen, sie wollte sie bestehen und zwar so gut sie konnte. Für Kaíga. Für ihre Freundschaft. Für die beste Freundin die sie jemals gehabt hatte.

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zuletzt bearbeitet 20.08.2011 | Top

RE: Siara

#4 von Hanna(h) , 20.08.2011 19:13

Mit klopfenden Herzen ging Siara auf das Tor der Arena zu. Bevor sie hindurch trat atmete sie tief durch. Ihr Lehrer hatte sie lange auf die Prüfung vorbereitet und dennoch war ihr nicht wohl als sie den Blick durch das Tor lenkte und die Manege betrat. Applaus brannte auf, wie bei jedem Prüfling. Siara fing an zu zittern. Diese Prüfung würde über ihre Zukunft im Volk der Bevahrn bestimmen und ihre Laufbahn in der Gesellschaft ebenso. Mit wackeligen Schritten ging sie auf den Prüfer zu und schaute ihm direkt in die Augen. Damit hatte sie die erste Prüfung schon bestanden. Zeige keine Angst.
Doch es fehlten ihr noch zwei weitere. Der Prüfer nickte Siara zu bevor er damit begann die zehn Fragen vorzulesen. Sie beantwortete alle zehn ohne zu zögern, ausführlich und richtig. Die zweite Prüfung bestanden. Wieder ein Nicken. Dann die ersten gesprochenen Worte. Der Befehl das Ritual der Verwandlung zu vollführen. Siara holte tief Luft. Jetzt wurde es entschieden. Es gab keinen Grund so aufgeregt zu sein. Sie würde es schaffen, ohne Probleme. Dennoch zitterten ihre Hände wie die einer alten Frau. Erfolgreich versuchte sie sich selbst zu beruhigen. Unangenehme Gedanken konnte sie schon immer gut beiseiteschieben. Konzentriert begann Siara den Tanz. Wie in Trance bewegte sie sich unter den erwartungsvollen Blicken des Publikums zu einer stummen Melodie. Nichts passierte. Lautlos beobachtete die Menge auf den Zuschauerrängen wie sie zum Stillstand kam. Die Stille wurde durchbrochen vom klagenden Ruf eines Horns. Das Zeichen zu gehen. Versagt.
Mit hängendem Kopf schlich Siara aus der Arena. Bevor sie die Manege endgültig verließ wandte sie den Kopf und begegnete dem enttäuschten Blick ihres Lehrers. Tränen traten in ihre Augen. Sie hatte die Prüfung nicht bestanden und würde zukünftig auf die Gnade und das Mitgefühl der anderen angewiesen sein. Doch das schlimmste war, ab jetzt würde sie nicht mehr unterrichtet werden. Nie wieder würde sie die Schule besuchen können und aus den geheimen Schriften gelehrt werden. Ihre Pläne für eine glorreiche Zukunft an der UNiversität von <Paome waren zerstört.
Festen Schrittes ging Siara zurück zum Haus ihrer Familie. Ihr Zuhause. Die Straßen waren leer, die gesamte Bevölkerung war in der Arena. Nur ab und zu huschte ein Nachkömmling an ihr vorbei grüßte sie, aufgeregt und in freudiger Erwartung der Prüfung und sie grüßte zurück, bemüht sich nichts anmerken zu lassen.
Es fühlte sich an, als wäre es groß und leuchtend auf ihre Stirn tätowiert. Durchgefallen. Durchgefallen. Durchgefallen. Siara fing an zu rennen, rannte schneller und schneller. Rannte durch das weiße Gartentor, durch den Vorgarten. Mit zitternden Fingern schloss sie die Haustür auf und rannte die Treppen hoch in ihr Bad. Keuchend stand sie vor dem Spiegel und starrte auf ihr Stirn. Leer. Natürlich. Hysterisch lachend ließ sie sich auf den Boden fallen. Tränen liefen über ihr Gesicht. Sie wurde verrückt.
Still lag Siara auf ihrem Bett. Sie hatte ihre Kleidung gewechselt und die die schwarzen Prüfungsklamotten gegen ein rotes Kleid getauscht. Jeden Moment musste ihre Familie heim kommen. Wie alle anderen waren sie in der Arena gewesen um der Zeremonie beizuwohnen. Die müsste bald vorbei sein, alle Urkunden verteilt und alle Hände geschüttelt. Der offizielle Part vorbei und Zeit für die Familie. Für die Tochter. Die Versagerin. Sie konnte sich die Szene jetzt schon lebhaft vorstellen. Ihre Mutter würde zetern und ihr Vorwürfe machen. Ihr Bruder würde herablassend lächeln und sagen, er habe es ja schon immer gewusst. Ihre Schwester würde mit zitternder Unterlippe dasitzen und versuchen stark zu sein. Später würde sie heimlich in ihrem Zimmer weinen, wenn sie glaubte keiner kriege es mit. Ihr Vater würde gar nichts machen. Das war am Schlimmsten. Er würde nichts machen. Nichts sagen. Nichts tun. Der Bürgermeistermodus. Nur reglos im Raum stehen und das Szenario beobachten. Von außerhalb. Was ging ihn das an. Bis er sich umdrehen und in sein Büro gehen würde. Einen Ausweisungsbrief vom Stapel nehmen und ihn ausfüllen würde, mit der großen schwarzen Feder, die immer neben dem Tintenfass stand. Er würde ihren Namen eintragen Ihre Heimatadresse. Und ihre neue Adresse. Dann würde er unterschreiben. Mit freundlichen Grüßen, der Bürgermeister von Paome. Wie er es schon hunderte Male getan hatte.
Seufzend erhob sie sich. Siara fing an ihr Zimmer aufzuräumen. Holte einen Koffer unter ihrem Himmelbett hervor. Langsam holte sie Stück für Stück ihr Leben aus regalen, Schränken und Kisten und verstaute es darin. Es gab so viel was ihr etwas bedeutete. Siara hielt inne. Schritte und Stimmen näherten sich dem Haus.

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RE: Siara

#5 von Hanna(h) , 20.08.2011 19:13

Sehr geehrte Frau Perzuski

Sie haben die Voraussetzungen der Aufnahme in die Gemeinschaft als eine vollwertige Bevahrn nicht erfüllt. Um weitere Schande von ihrer Familie fernzuhalten und um die Regeln der Gemeinschaft zu achten, bitten wir sie ihr Geburtshaus zu verlassen. Stattdessen wurde ein neuer Wohnort für sie gefunden. Sie haben sich bis zum 4. April 2011, 24 Uhr in
Fünfte Straße 12
Bezirk 1
Armenviertel Paome
einzufinden. Andernfalls sind die Behörden angewiesen sie mit sofortiger Wirkung der Stadt zu verweisen.
Sie sind ab sofort nicht mehr berechtigt einen Beruf innerhalb von Paome oder anderer Bevahrn-Städte auszuüben.

Mit freundlichen Grüßen,
Ihr MarlonPerzuski
Bürgermeister von Paome.


Ihre Stimme war belegt, als Siara sich mit leeren Worten von ihrer Familie verabschiedete. Bevor sie sie endgültig verlies wusste sie schon, dass kein verwandtschaftliches Band sie mehr zusammenhielt. Ihr Herz zerriss als sie sich von ihrer geliebten kleinen Schwester trennen musste. Ab jetzt würde sie nicht mehr als Teil der Familie angesehen werden. Künftig würde Siara mit dem Abschaum des Volkes zusammenleben und eine von ihnen werden. Ihre Familie würde sie keines Blickes mehr würdigen oder wenn dann nur mit solchen wie auch sie selbst früher immer die Bettler bedacht hatte, die Obdachlosen und Durchgefallenen: Mitleidig und in dem Glaube ihr selbst würde dieses Schicksal niemals widerfahren. Natürlich nicht. Ihr Vater war der Bürgermeister von Paome, der Stadt der Bevahrn, Erfolg war ihr in die Wiege gelegt worden. Hatte sie gedacht.
Einige Meter von ihrem ehemaligen Zuhause entfernt drehte sie sich um und warf einen letzten Blick zurück. Einsam stand ihre Schwester am Gartenzaun und schaute ihr nach. Sie hob die Hand um ihr zu winken. Mit einem Ruck drehte ihre Schwester sich um und verschwand in dem palastartigen Haus. Ein trauriges Lächeln umspielte ihre Lippen als sie auf ihrem Weg fort schritt, langsam und zögernd, darauf bedacht ihre Kräfte gut einzuteilen. Es war ein weiter Weg bis in das Armenviertel, sie musste bis ans andere Ende der Stadt. Dorthin wo die Diebe und Mörder, alle Glücklosen der Gesellschaft hingeschickt wurden. Auch Versager, die wie sie selbst in der Prüfung durchgefallen waren.
Früher hätte ihr Vater nach der Sänfte geschickt. In ihrem früherem Leben.
Mit traurigem Blick ging sie auf ihr neues Zuhause zu. Bevor sie eintrat ließ sie ihren Blick durch den Raum schweifen. Sie würde sich die Wohnung mit anderen nur noch Erduldeten teilen müssen. Langsam ging sie auf ein leeres Bett zu. Sie legte ihre wenigen Sachen auf die Decke und setzte sich daneben. Ein tiefer Seufzer entwich ihrer Kehle. Das Leben, das sie erwartete war nicht zu vergleichen mit dem Leben, das sie vorher gelebt hatte. Nichts konnte dem Luxus gleichen, den sie erfahren hatte bevor sie in der Prüfung kläglich versagt hatte.
Sie verließ den Schlaf- und Wohnraum.
Seit einigen Wochen schon lebte sie hier. Von der Hand in den Mund. Sie hasste es aus tiefstem Herzen. Dieses Leben eines Bettlers war ihrer und ihrer Herkunft definitiv nicht würdig. Mit bettelnden Gesten versuchte sie die Herzen der Passanten zu erweichen und ihnen zumindest ein paar Münzen abzuringen. Einige Zeit hatte sie versucht ihren neuen Lebensstandart zu ignorieren, bis sie vor Hunger kaum einen klaren Gedanken mehr fassen konnte und anfing auf der Straße nach Essen und Geld zu betteln, so wenig ihr das gefiel. Aber abfinden wollte sie sich mit dieser Zumutung nicht. Ihr trüber Blick glitt über die Bevahrn. Als sie ein bekanntes Gesicht in der Menge sah schärfte sich ihr Blick in Sekundenschnelle. Sie rief den Namen ihrer kleinen Schwester. Kurz glitt der Blick ihrer Schwester zu ihr dann trat ein abfälliger Ausdruck in ihre Augen. Siara konnte es nicht fassen. Niemals hätte sie das erwartet. Verleugnet von ihrer Schwester. Ihre Eltern ja, ihr Bruder selbstverständlich auch, aber doch nicht ihre geliebte süße Kleine.
Wut brodelte in ihr auf und sie warf sich nach vorne. Sie wollte nur ihre Schwester packen und schütteln, damit sie endlich wieder Vernunft annahm. Und dann dachte sie gar nichts mehr. Sie hörte. Erst einmal gar nichts. Dann ein Rauschen in ihren Ohren. Dann wieder alle Geräusche in ihrer Umgebung, wirklich alle. Selbst die Herzschläge der Menge hörte sie ganz genau. Sie fühlte. Sie fühlte Muskeln, bereit zum Sprung. Fühlte wie sich ihr gesamter Körper zum Angriff bereit machte. Fühlte sich gut. Fühlte sich gut, als sie schließlich ihren auf einmal so starken Beinen erlaubte abzuspringen, auf ihre Schwester zu. Fühlte sich gut, als sie ihr Maul aufriss und ein Brüllen ertönte. Fühlte sich gut, als sie ihre Pranken in das Fleisch ihrer Schwester schlug und ihr die Kehle aufriss. Fühlte sich gut, als sie die Schreie hörte, die alle Anwesenden von sich gaben, Schreie in Todesangst. Fühlte sich auf einmal nicht mehr gut, als sie einen Stich im Rücken spürte. Fühlte sich gar nicht gut, als ihr die Welt langsam entglitt und sie gezwungen wurde einzuschlafen.
Ihr Schädel schmerzte. Sie drehte sich, um ihre Umgebung zu betrachten und stöhnte. Ihr war, als ob er platzte so weh tat ihr Kopf. Sie presste die Augen wieder zu bis das Brummen aufhörte. Sie befand sich in einer Gefängniszelle, anders konnte man es nicht sagen. Der Raum war klein, vielleicht etwas mehr als ein Quadratmeter. Es gab sogar ein Fenster, das war allerdings vergitter, also keinerlei Chancen hier rauszukommen. Wenigstens war sie in der Lage durch die Gitterstäbe auf die Straße zu schauen. Der Blick nach draußen war mehr als deprimierend. Es war dunkel und weit und breit gab es keine Laternen. Natürlich hatte sie gewusst dass das Gefängnisviertel keiner der beliebten Teile der Stadt war. Dennoch schockte sie die Gleichgültigkeit mit der die Gefangenen im Dunkeln gelassen wurden. Allzu viel Strom konnten ein paar Birnen im Gefängnis ja wohl nicht verbrauchen. Daran brauchte man echt nicht zu sparen. Wieder fühlte sie Wut durch ihre Adern strömen, wieder hörte sie das Rauschen, wieder erstarkten ihre Muskeln. Der vorhandene Platz war nun zu klein für ihre Gestalt und ihr Ärger wurde bekräftigt durch die Panik die sie fühlte als sie sich kaum noch drehen konnte. Wie rasend versuchte sie sich zu befreien doch den Stahlgittern konnten auch ihre Krallen und ihr Gebiss nichts anhaben. Stattdessen verletzte sie nur sich selbst. Doch auch das stoppte sie nicht. Eine kleine Gestalt näherte sich mit einer Lampe und einem Gewehr. Er richtete es auf sie und schoss.
Als sie wieder aufwachte war ihr Körper gefesselt. Nichts konnte sie mehr bewegen, aber alles schmerzte. Sie hatte keine Ahnung was passiert war, warum sie gefesselt worden war und warum ihr Körper wehtat als würde er gleich verbrennen. Sie öffnete die Augen doch alles blieb dunkel, obwohl ihre Augen nicht verbunden waren. Wasser toste um sie herum, mit einer Lautstärke die ihre Ohren betäubte. Wellen schlugen ihr ins Gesicht und öfter als sie zählen konnte wurde sie von der starken Strömung, die sie einem ihr unbekannte Ziel näher trug, unter Wasser getaucht. Mit aller Kraft versuchte sie ihre Fesseln zu sprengen. Es gelang ihr. Sie rief um Hilfe. Doch im Rauschen des Wassers verhallten ihre Rufe ungehört. Dafür schluckte sie Unmengen an Wasser. Eine gefühlte Ewigkeit später wurde das Wasser kälter und die Strömung stärker. Immer öfter wurde ihr Kopf unter Wasser gedrückt. Während ihr Bewusstsein quälend langsam verwehte sah sie weit in der Ferne ein Licht. Dann wurde um sie herum alles dunkel.
Als sie wieder die Augen aufschlagen konnte, wider Erwarten war sie nicht ertrunken, war sie wie erschlagen von der Helligkeit. Nachdem sich ihre Augen an die Lichtverhältnisse gewöhnt hatten schaute sie sich ihre Umgebung genau an. Sie war geradewegs aus einem Rohr gespült worden, es musste ein Abwasserkanal sein, auch wenn ihr der Gestank erst jetzt auffiel, nachdem sie die klare Meeresbrise geatmet hatte. Nun schwamm sie leicht abseits der stinkenden Brühe, vor einigen meterhohen Klippen. Entschlossen möglichst bald an Land zu kommen wandte sie sich an von ihrem Transportmittel und schwamm an den felsigen Wänden entlang. Es dauerte einige Zeit, aber schließlich wichen den Klippen einem wahren Bilderbuchstrand. Von Erleichterung durchströmt paddelte sie mehr als dass sie schwamm auf das Land zu. Im warmen Sand schloss sie die Augen.

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RE: Siara

#6 von Hanna(h) , 20.08.2011 19:13

Mit spürbarer Anstrengung schlug sie die Augen auf. Ihr Körper tat vor Hunger weh und der Schlaf hatte nicht dazu beigetragen ihren Zustand zu verbessern. Sie fühlte sich wie nur noch halb vorhanden. Ihr Magen knurrte vor Hunger während sie auf ihre Umgebung. Eine Vielzahl von Menschen wanderte langsam die Küstenstraße hinauf, direkt in ihre Richtung, und sang dabei. Jeder ihrer Gedanken wurde von der Verwandlung überschattet. Statt zu denken lauschte sie jetzt ihren angeborenen Instinkten. Sie wusste genau wo sie die Menschen finden würde. Nur dass sie die Wanderer nicht länger als Menschen wahrnahm, sondern als Essen. Ihr Magen knurrte bedrohlich als sie den Stimmen folgte, geradewegs auf die Nahrungsquelle zu. Genüsslich hörte sie wie der Gesang in Geschrei umschlug, als die Gruppe ihrer gewahr wurde. Genüsslich spürte sie die Hilflosigkeit ihrer ersten menschlichen Opfer. Genüsslich schmeckte sie deren Blut der aufgerissenen Kehlen. Genüsslich zerkratzte, zerfetzte und zerstörte sie die Körper bis zur Unkenntlichkeit. Als sich endgültig nichts mehr regte wandte sie den geschlachteten Opfern den Rücken zu und suchte sich ein Plätzchen zum Schlafen.
Mit dem Erwachen kam ihre menschliche Gestalt wieder. Zum ersten Mal erlebte sie das sättigende Gefühl des Mordens in Bevahrn-Gestalt. Zum ersten Mal spürte sie aber auch das schlechte Gewissen das damit einherging. Es erdrückte sie von außen wie ein schwerer Stein den sie einfach nicht loswurde und verdrehte ihr im Inneren die Eingeweide, bis sie sich übergeben musste. Eine weitere Begleiterscheinung war die Angst gefasst zu werden, eine Gefahr der sie vorher noch nie ausgesetzt gewesen war. Nervös suchte sie nach einer Möglichkeit die erkalteten Leichen zu verstecken. Sie erforschte die Umgebung, doch schließlich entfachte sie ein Feuer und verbrannte die Toten. Dabei fürchtete sie die ganze Zeit über jemand könnte kommen und sie beobachten. Nachdem sie alle Spuren verwischt hatte beschloss sie in der Nähe ihr Lager aufzuschlagen und zu bleiben.

Mit rotgeweinten Augen kauerte sie am Strand. Seit geraumer Zeit schon lebte sie hier in ihrem Haus in den Dünen. Und doch wünschte sie sich nichts sehnlicher, als wieder zurückzukehren, in ihre Heimat zu kommen und ihre Schwester in die Arme zu schließen.
So lebte sie ihr Leben.

Ende der Erinnerungen Siaras.

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RE: Siara

#7 von Hanna(h) , 20.08.2011 19:14

Der Mond beschien sie, als sie die Felsen hinaufkletterte. Oben angekommen ging sie langsam auf den Abgrund zu. Dort stand sie regungslos mehrere Minuten. Schreiend warf sie sich von den Klippen ins Meer. Sanft wurde sie von den Wassermengen empfangen und in die Dunkelheit der Ohnmacht begleitet. Im Bewusstsein, sie würde wieder aufwachen, entkam sie für eine kurze Zeit dieser Welt, in die sie niemals passen würde.

Die Sonne schob ihre ersten Strahlen über den Horizont und Wellen umspülten Siaras Beine, als sie aufwachte. Seufzend stand sie auf und machte sich auf den Weg zu ihrem Haus. Es stand fast direkt am Strand, gleich hinter den Dünen. Die Gegend war einsam, mit einer der Gründe warum sie hier wohnte, weit entfernt von der nächsten Stadt.

„Mama, Mama, wann sind wir endlich da? Machen wir noch mal Halt?“ Mira konnte kaum still sitzen. Voller Aufregung zappelte sie in ihrem Sitz hin und her. Viel zu lange schon waren sie im Auto gefangen, die letzte Pause schien Ewigkeiten zurück. „Ja, gleich“ wurde sie von ihrer Mutter beruhigt. „Oh Papa, warum kannst du denn nicht schneller fahren. Wirklich ich halte es nicht mehr aus. Können wir nicht jetzt anhalten.“ „So ist sie meine Miramaus. Kaum sitzt sie im Auto, will sie auch schon wieder raus.“ Miras Vater lächelte seiner Tochter durch den Rückspiegel zu. „Schau dir doch die schöne Landschaft an.“ „Nein Papa, das ist doch nicht dasselbe wie in den Wiesen herum zu hüpfen und auf der Straße so weit zu rennen wie man kann. DAS möchte ich machen, jetzt gleich und sofort.“ Mira zog eine Grimasse. Nie verstanden die Eltern das, wie das war, wenn sich eine Schraube um ihr Herz legte sobald sie ein Auto betrat, wie ihre Beine plötzlich gelähmt waren, wo sie doch am liebsten rennen würde, immer weiter bis zum Horizont.
„Ich glaube wir sind falsch gefahren.“ Miras Mutter studierte konzentriert den Autoatlas. „Könntest du einmal anhalten und selbst einen Blick auf die Karte werfen?“ bat sie ihren Mann. „Dann machen wir eben jetzt schon eine Pause.“ „Juhu!“ Jauchzend stürmte Mira aus ihrem Gefängnis, raus in die Morgensonne der Meeresküste. „Mira, renn nicht so weit weg. Wir können sicher gleich wieder weiter fahren.“ Die Antwort ihrer Tochter war kaum noch zu hören. Liebevoll lächelnd schauten die Eltern Mira hinterher. Dann wanden sie sich der Karte zu und versuchten zu erkennen wo sie langfahren hätten müssen, um zu ihrem Ferienhaus zu gelangen.

Siara öffnete ein Fenster, bevor sie sich daran machte ihr Frühstück zu machen. Plötzlich zuckte sie zusammen und ging ans Fenster um in die morgendliche Stille zu lauschen. Da! Der jubelnde Schrei eines Kindes, danach die Ermahnung der Mutter: „Mira, renn nicht so weit weg. Wir können sicher gleich wieder weiter fahren.“ Siara konnte die Antwort des Mädchens nicht mehr verstehen, weil ein Rauschen, laut wie ein Wasserfall, ihre Ohren betäubte. Ein Flehen war das Letzte, was ihren Lippen entschlüpfte, bevor sie keinen klaren Gedanken mehr erfassen konnte und sich stattdessen nur noch von ihren Sinnen leiten ließ. Jeden Muskel in Armen und Beinen fühlte sie jetzt tausendfach verstärkt. Als Langsam ließ das Rauschen nach, ihr Gehör erklarte und sie vermochte wieder Geräusche zu unterscheiden. Von ihren Instinkten geführt rannte Siara hinaus in die Natur. Getrieben von Mordlust fand sie ihr Ziel schnell. Der Todesschrei ihrer Opfer erreichte zwar ihren Gehörgang, nicht aber ihr Herz. Brüllend zerfetzte Siara die Körper der beiden Menschen, die es gewagt hatten in ihr Revier einzudringen. Sie war die Herrscherin, sie entschied über Leben und Tod! Siara gab sich ganz dem Blutrausch hin, spürte wie der Triumpf des Sieges durch sie hindurch rollte und jede Faser ihres Körpers ausfüllte. Aber noch fehlte der dritte Eindringling, noch war das kleine Mädchen nicht vernichtet.

Mira tollte über die Wiese, hin zu den Dünen und dem Strand. Übermütig versuchte sie einen der Sandhügel zu erklimmen. Es dauerte zwar eine Weile, doch dann hatte sie es geschafft. Stolz drehte Mira sich um ihre eigene Achse, um die gesamte Umgebung genau betrachten zu können. Vor ihr lag der Strand, dann kam das Meer, ewig schien das Wasser sich hinzuziehen, bis es schließlich am Horizont mit dem Himmel zusammenstieß. Hinter Mira war die Wiese, die sie eben durchquert hatte, ebenfalls ein Meer, dieses aber aus Milliarden hohen Gräsern, die sich im leichten Wind hin und her wiegten, durchschnitten nur von der Straße. Aber, ach wie weit war die doch entfernt, Mira konnte kaum noch das Auto erkennen. Leise lachte sie, ganz erfüllt von ihrem Glück. Hier zu stehen war ganz bestimmt das Beste was ihr je passiert war.
Ein zweistimmiger Schrei zerriss grausam die Stille. Ihre Eltern! Mira sprang von der Düne hinab ins Gras, rannte zurück so schnell sie konnte. Wie sehr verwünschte sie jetzt die Weite, die sie gerade noch so genossen und bewundert hatte. Ein animalisches Brüllen spornte Mira nur noch mehr an und sie rannte schneller, immer und immer schneller.

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RE: Siara

#8 von Hanna(h) , 20.08.2011 19:14

Hastige Kinderschritte trommelten ungleichmäßig über den Boden. Abrupt stoppten sie. Es folgte ein gellender Schrei, wie nur Kinder in der Lage sind ihn zu schreien, der Siara in den Ohren brannte und ihre Wut nur noch mehr anfachte. Mit einem Satz drehte sie sich um.

Mira schrie.

Bestie.

Kein Wesen, so kam es ihr vor, schien jemals für diese Bezeichnung gemacht worden zu sein wie dieses, das vor ihr stand und ihr das Hinterteil zuwandte. Mit viel Fantasie konnte man es als Tiger bezeichnen, doch dieses Bild wurde durch kleine Flügel am Rücken und gefährlich spitz wirkende Stacheln am Kopf des „Tiers“ zerstört. Die Beine waren eigentlich zu lang für eine Raubkatze, noch länger und schlanker als etwa bei Geparden, sie wirkten gleichzeitig muskulös und elegant. Eigentlich war es nur das orange-schwarze Fell, das an einen Tiger erinnerte und selbst das war eine Spur zu blass. Trotz all dem Gefährlichem, welches das „Was-auch-immer-es-war“ umgab, war da noch etwas anderes, etwas was ebenfalls beeindruckte, einen aber auf eine wunderschöne Art faszinierte, so als wäre die Welt in Ordnung, selbst in diesen Sekunden des kurz bevorstehenden Todes, solange man nur dieses Wesen betrachten konnte.
Miras Schrei verstummte. Die Bestie hatte sich herumgedreht und schaute sie nun an. Mira wandte ihren Blick nicht eine Sekunde lang ab, doch in den Augenwinkeln konnte sie das erkennen, was einmal zwei menschliche Körper gewesen sein mussten. Ihre Eltern. Sie schluckte schwer, um ihre Tränen zurückzuhalten. Jeden Moment konnte dieses Ungeheuer sie selbst angreifen. Von ihren Beinen nicht länger getragen sank Mira zu Boden. Obwohl sie jetzt zu ihm aufblicken musste, konnte Mira ihre Augen nicht von dem Anblick des faszinierenden Geschöpfs abwenden. Für eine kurze Zeit veränderten die Augen der Bestie die Farbe und wurden heller, hatten etwas fast Menschliches an sich, als die sie zum entscheidenden Sprung ansetzte.

Siara wollte dieses Kind anspringen und es töten. Sie blickte in seine Augen und versuchte mit aller vorhandenen Macht an diesem Wunsch festzuhalten. Trotzdem fühlte sie wie die menschliche Seite ihrer Seele langsam und so qualvoll wie immer zurückkam. Mit dem Beginn der Rückwandlung fing Siara an innerlich zu zittern. Das Mädchen sank zu Boden, doch Siara kümmerte sich nicht darum. Sie musste hier weg, durfte sich nicht vor einer Unwissenden verwandeln. Obwohl sie längst nicht mehr an sie gebunden war, hielt Siara sich an diese Regeln ihres Volkes. Mit dem letzten Rest ihrer tierischen Kraft sprang Siara über das Mädchen hinweg und weiter in Richtung ihres Hauses. Auf halbem Wege wurde sie von den Schmerzen überwältigt und verabschiedete sich von ihrem Bewusstsein.

Es war weg. Das Biest war weg. Verschwunden. Abgehauen ohne Mira irgendetwas anzutun. Sie heulte auf. Nein, das stimmte nicht. Mira war das Wichtigste in ihrem Leben genommen worden. Ihre Eltern lagen leblos auf der Straße, ihre Körper zerfetzt, zerbissen und blutüberströmt. Mira fing an zu schluchzen.

Siara schlug die Augen auf und blickte in den tiefblauen Himmel. Obwohl es bereits Mittag geworden war, verspürte sie keinen Hunger. Bisher war sie nach jeder Wandlung gesättigt aus der Ohnmacht aufgewacht. Nicht, dass sie das unbedingt gewollt hätte. Es bedeutete schließlich und endlich nur, dass Siara wieder einmal grundlos gemordet hatte. Sie horchte in sich hinein und durchforstete ihre Erinnerungen auf der Suche nach Informationen darüber was am Vormittag vorgefallen war. Wie immer dauerte es ein wenig bis ihre Gedanken soweit geordnet waren, dass sie sich wenigstens an die Anzahl der getöteten Menschen erinnern konnte. Zwei. Zwei Menschen weniger auf der Welt. Zwei Menschen mehr auf der langen Liste an Siaras Opfern. Von ihrem Aussehen wusste sie nichts mehr, wusste sie nie etwas.
Das Bild eines kleinen blonden Mädchens, vielleicht fünf Jahre alt, mit großen unschuldig blickenden grauen Augen und einem fast unsichtbarem Leberfleck am Hals tauchte vor ihrem inneren Auge auf. Sie trug ein rotes Kleid mit großen weißen Tupfen und Spaghettiträgern. Ihre Füße steckten in schwarzen Sandalen, um ihren rechten Knöchel wandte sich ein langes Silberkettchen, ebenso filigran wie der Körperbau des schlanken Kindes.
Siara schluckte. Das war unmöglich. Sie hatte sich nie das Bild eines Menschen merken können. Wozu auch, jeder Mensch der ihr nah genug kam, als das sie ihn hätte anschauen können besiegelte damit höchstpersönlich seinen eigenen Tod und mit dem Sterben der Person wurde jede Erinnerung Siaras an sie ausgelöscht. Nichts blieb, bis auf die Anzahl der ermordeten Menschen.
Plötzlich wurde ihr bewusst, warum sie sich an das Bild des Kindes erinnern konnte, warum es bekannt und vertraut vorkam. Dieses Mädchen hatte sie aus den Tiefen der Verwandlung geholt, einzig und allein durch seine Anwesenheit.

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RE: Siara

#9 von Hanna(h) , 20.08.2011 19:14

Mira kniete still und regungslos neben den Leichen ihrer Eltern. Längst hatte sie keine Tränen mehr, die sie hätte weinen können und sie fühlte sich seltsam leer und ausgebrannt. Nach einiger Zeit stand sie auf und holte eine große Wolldecke aus dem Auto, mit der sie sanft die toten Körper bedeckte. Es war dämmrig geworden und die Nacht brach langsam aber sicher herein. Mit ihr kamen die vielen Geräusche und Geschöpfe der Nacht, die nur Mama vertreiben konnte, indem sie sich an Miras Bett setzte und mit ihrer leisen, sanften Stimme Lieder sang. Dann gingen die Schatten und kamen bis zur nächsten Nacht nicht wieder. Doch jetzt war Mira allein, ganz allein und noch dazu war ihr Bett unerreichbar. Sie flüchtete sich ins Auto, wo sie sich zitternd in ihren Sitz kauerte und ihren Körper mit den Armen umschlang, um sich zu wärmen. Irgendwann spät in der Nacht schlief sie ein.

Den restlichen Tag verbrachte Siara damit vor ihren Gewissensbissen davonzulaufen. Sie streifte den gesamten Nachmittag und Abend durch die nahe und ferne Umgebung ohne aber das Bild des Mädchens vergessen zu können. Immer unerträglicher wurde die Beklemmung um ihr Herz, je öfter sie an das Kind denken musste. Und das musste sie häufig. Jede Sekunde des Tages, immer wieder stieg das Bild in ihr hoch und verursachte Siara eine Abscheu vor sich selbst wie sie sie noch nie erlebt hatte. Natürlich war sie immer angeekelt von ihrem Verhalten, besonders wenn sie aus direkt der Ohnmacht erwacht war, in die sie fiel sobald sie sich verwandelte. Aber noch nie war dieser Ekel so abgrundtief und elementar gewesen wie heute. Es war als würde sie nicht nur sich hassen sondern alle die ihr das angetan hatten. Dabei war es doch nur ihre eigene Schuld. Ihr allein war es zuzuschreiben dass sie heute dieses Leben einer Verbannten führte. Das war richtig so, war sie doch für ihr Volk eine noch viel größere Bedrohung als für die Menschen.
Tief in der Nacht kam Siara wieder an ihrem Haus an. Noch viel später ging zu Richtung Straße bewaffnet mit einer warmen Decke und etwas zu Essen, streng darauf konzentriert darauf sich nicht zu verwandeln. Schon wenige Meter von ihrem Haus entfernt musste sie stoppen, weil sie die ersten Anzeichen der Verwandlung spürte. Fieberhaft versuchte sie sich an die Lektionen ihres ehemaligen Meisters zu erinnern. Viel zu lange war es schon her, dass sie das Aufhalten der Wandlung auswendig gelernt hatte und selbst wenn sie sich wirklich hätte daran erinnern können, was hätte es ihr gebracht? Sie hatte ja schon damals in der Prüfung versagt. Deprimiert ging Siara wieder zurück. Aber bevor sie das Haus betrat hielt sie inne. Sie konnte dieses kleine Mädchen nicht alleine lassen. Also nahm sie all ihre Kraft zusammen und tatsächlich: Sie schaffte es so nahe an die Straße zu laufen, dass sie dem Kind eine Decke überlegen konnte. Sie ist schon halb erfroren, dachte sie und zum ersten Mal seit langer Zeit spürte Siara wieder Mitleid für ein anderes Lebewesen als für sie selbst.

Als Mira früh am Morgen erwachte wunderte sie sich erst nur. Sie konnte sich nicht erinnern zwei Decken im Auto gesehen zu haben, geschweige denn sich in eine davon eingewickelt zu haben. „Mama?“, versuchte sie es vorsichtig. Keiner antwortete. Sie brauchte nur ein paar Sekunden, bis die Erinnerungen an den letzten Tag sie wieder einholten und Mira in Tränen ausbrach. Sie hätte nicht gedacht dass sie überhaupt noch welche hatte so viel hatte sie schon gestern geweint. Um sich zu beruhigen stieg Mira aus dem Auto aus und fing an zu rennen. Das Frühstück im Sitz neben ihr bemerkte sie nicht. Sie folgte der Straße immer weiter bis sie irgendwann keine Puste mehr hatte und sich an den Rand der Straße setzte. Zum ersten Mal seit über 24 Stunden fing sie an darüber nachzudenken was jetzt mit ihr passieren sollte. Selbstverständlich hatte sie nicht die geringste Ahnung davon wo sie sich befand wozu auch. Papa war ja immer gefahren und irgendwann waren sie eben am Urlaubsort angekommen und es sich dort schön gemacht. Meistens waren es nur sie drei gewesen, Mira, Mama und Papa. Bis zu deren Tod war aber auch ihre Oma mitgekommen, an die Mira kaum noch Erinnerungen hatte. Zu anderem Verwandten hatten sie nie Kontakt, was sie aber nie richtig vermisst hatte. In diesem Moment aber wünschte Mira sich ganz fest, jemand möge kommen und sich um sie kümmern, sie umarmen, hin und her schaukeln und dabei tröstende Worte murmeln. Doch keiner kam.
Mira nahm sich selbst in den Arm und wiegte sich alleine vor und zurück. Käme jetzt jemand vorbei, derjenige bekäme sofort Mitleid mit diesem traurigen kleinen Geschöpf. Aber selbstverständlich fuhren auf dieser einsamen Küstenstraße keine Autos.

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RE: Siara

#10 von Hanna(h) , 20.08.2011 19:14

Als Siara am Auto ankam bemerkte sie rein gar nichts von ihrem kleinen Wunder. Das Essen war unberührt und es gab nicht die geringste Spur menschlicher Wärme. Suchend blickte sie sich um konnte aber auch in der näheren Umgebung keinen lebenden Menschen finden. Als ihr Blick die unter einer Decke verborgenen Leichen streifte wurde ihr übel. Schmerzhaft wurde ihr bewusst in was für eine missliche Lage sie sich gebracht und was für eine Verantwortung sie für die Überlebende hatte, weil sie ihre Eltern grausamst umgebracht hatte. Angst fuhr ihr durch die Glieder, eine Empfindung die Siara seit Jahrzehnten nicht mehr gespürt hatte. Vor was sollte sie auch Angst haben? In gefährlichen Situationen verwandelte sie sich automatisch in ein todbringendes Tier, absolut unbesiegbar. Doch jetzt hatte sie keine Angst vor etwas sondern Angst um etwas, Angst um ein kleines Mädchen von dem sie nichts weiter wusste, als dass es in der Lage war sie aus ihrer tierischen Haut zu befreien. Wenn es überhaupt an dem Kind gelegen hatte, fuhr es ihr durch den Kopf. Nein, das war Unsinn. Durch was hätte das Ganze sonst verursachst sein sollen. Gerade wollte sie sich auf die Suche machen da stoppte sie. Was sollte dieser ganze Quatsch. Sie konnte doch nicht einfach lächelnd auf dieses Kind zu gehen, nachdem sie erst gestern seine Eltern ermordet hatte. Außerdem hatte sie noch lange kein Vertrauen in ihre Kräfte. Wer wusste schon, ob das Kind ein zweites Treffen mit ihr überhaupt überleben würde. Siara zwang sich zurück zu ihrem Haus zu gehen, einen Fuß vor den anderen zu setzen bis sie angekommen war. Sie ging ihren üblichen Beschäftigungen nach, ging schwimmen, aß etwas, nahm sich ein gutes Buch vor, ging wieder schwimmen und brachte den Tag mehr oder weniger erfolgreich hinter sich. Dennoch erwischte sie sich immer wieder wie sie hinaus in die Stille horchte, auf der Suche nach etwas was ihr die Anwesenheit des elfengleichen Mädchens bestätigen würde. Bis zum späten Abend musste sie sich gedulden, dann erst hörte sie die verängstigten Schritte eines Kindes die sich auf der Straße näherten.

Während es immer dunkler wurde, wuchs auch die Angst in Miras Herz immer mehr ins Unermessliche. Ganz in der Nähe rief ein Uhu seinen gruseligen Schrei in die Nacht. Mira hielt es nicht mehr aus. Lieber im sicheren Auto, als hier am Rande der einsamen Straße. Für ein bisschen Sicherheit würde sie auch die Nähe zu ihren toten Eltern aushalten. Sie stand auf und rannte so schnell sie konnte zurück. Ihre Schritte waren das einzige was zu hören war, abgesehen von den leiser werdenden Uhu-Rufen.
Sobald sie ins Auto gehuscht war, bemerkte Mira auch schon das kleine Tablett mit einer Brotscheibe und einem Becher abgestandenen Sprudel, das sie am Morgen übersehen hatte. Jetzt erst musste sie wieder an die Decke denken, mit der sie zugedeckt gewesen war. Suchend blickte sie sich im Auto um und tatsächlich, dort lag sie am Boden. In der Dunkelheit konnte Mira zwar nicht genau das Muster der Decke erkennen, aber sie war sich sicher sie noch nie vorher gesehen zu haben. Verwirrt gähnte sie. Zunächst würde sie schlafen, am nächsten Tag war immer noch genug Zeit um Decken-Rätsel zu lösen. Doch als sie versuchte es sich im Autositz gemütlich zu machen spürte sie was für einen Kohldampf zu hatte. Kein Wunder hatte sie doch seit mehr als einem Tag nichts mehr gegessen. Also kümmerte sie sich erst um den Inhalt des Tabletts bevor sie einschlief.

Sie war noch am Leben. Siara wusste nicht warum das Schicksal das Mädchens sie so sehr berührte. Aber nun war sie so erleichtert wie schon lange nicht mehr. Sie zwang sich, noch eine Weile zu warten bevor sie sich aufmachte Richtung Straße um nach ihrem Schützling zu sehen. Eigenartig, sie als ihren Schützling anzusehen, obwohl Siara selbst für ihre Trauer verantwortlich war, aber das war nun einmal die Art und Weise wie sie von dem Kind dachte. Ihr Wunder. Ihr Schützling. Ihre Elfe. Ihre Kleine.

Es war schon fast Morgen als Siara sich endlich traute und zum Auto schlich. Leise, um das Kind nicht zu wecken füllte sie das Tablett mit neuem Essen. Vorsichtig steckte sie die Decke um den schmalen Körper des Mädchens fest. Wie sie wohl hieß. Liebevoll strich Siara ihr über den Kopf bevor sie ging.
Ohne sie genauer anzuschauen trug Siara die Leichen weg. Sonst verbrannte sie die Toten immer, und zerstreute die Ache über dem Meer, das hinterließ am wenigsten Spuren. Die Eltern ihrer Kleinen allerdings wollte sie richtig bestatten, mit einem Grab an einer schönen Stelle.

Mira war erschüttert, als sie erwachte und ihre Eltern nicht mehr da lagen. Die letzten zwei Tage waren geprägt gewesen von Trauer und dennoch hatte sie irgendwie in einer Art Frieden gelebt. Und jetzt waren ihre Eltern auf einmal wirklich weg. Erst das mysteriöse Verschwinden der Leichen erinnerte Mira wieder daran, dass es immer noch die Bestie hier herum streifen konnte. Außerdem lag schon wieder Nahrung auf dem Tablett und sie konnte sich nicht erklären wie es dahin gekommen war. Der Gedanke, jemand könnte nachts zu ihr ins Auto kommen, und sei es nur zum Essenbringen, aus welchem Grund auch immer, war erschreckend. Dann war es im vermeintlich schützendem Auto auch nicht sicherer als draußen.
Wie immer wenn sie unsicher war, fing sie an zu rennen und die Gegend zu erkunden. Sobald sie laufen konnte fühlte sie sich gleich schon viel besser auch wenn die Situation dadurch nicht veränderte. Auch heute beruhigte Mira sich, sobald sie in der Natur war und rannte.

Siara ging zu einer kleinen Lichtung die sie oft aufsuchte, besonders wenn sie Nachdenken musste. Heute aber konnte schweiften ihre Gedanken wieder und wieder zu dem Mädchen ab. Tränen liefen ihr über die Wangen und sie verbarg ihren Kopf unter den Händen. Was hatte sie nur getan? Warum war das alles ihr widerfahren? Warum nicht jemand anderem? Sie schluchzte leise.

Mira stoppte als sie ein unterdrücktes Weinen hörte. Sie war eine halbe Ewigkeit gelaufen und zu einem kleinen Wäldchen gekommen. Kreuz und quer, abseits von allen Wegen war sie gerannt und stand jetzt am Rande einer kleinen Lichtung. Diese war wie ein kleines Paradies. Grasüberwachsen lag sie da, der grüne Teppich wurde aufgelockert durch ein Band aus himmelblauen Blumen. Sonnenstrahlen blinkten durch das Blätterdach der Bäume.
Auf einem Baumstumpf saß jemand und weinte.

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RE: Siara

#11 von Hanna(h) , 20.08.2011 19:15

„Hallo?“ Siara zuckte zusammen. Sie hatte niemanden kommen gehört. Das war aber auch kein Wunder, war sie doch voll und ganz mit ihren ersten Tränen seit Jahrzehnten beschäftigt. In den letzten zwei Tagen war definitiv zu vieles auf einmal passiert.
Sie wandte den Kopf und stand vor Schreck auf. Ein paar Meter entfernt stand ihr kleines Wunder. „Guten Morgen“ schaffte sie es zu antworten. Wie um alles in der Welt, sprach man mit einem Kind dessen tote Eltern man umgebracht hatte und deren Leichen bei einem im Haus lagen? Siara hatte keine Ahnung, ganz besonders weil es das erste Gespräch mit einem lebenden Wesen seit ihrer Verbannung war. „Ist das Essen von dir?“
Siara war gerührt von der kindlichen Naivität die die Kleine trotz des schrecklichen Verlusts an den Tag legte. Sie schluckte schwer. „Ja, ich habe dir ein bisschen was zum Essen in dein Auto gelegt. Hat es dir geschmeckt?“
„Sehr gut, danke. Gehört die Decke auch dir?“ Sie war gut erzogen, dachte Siara und musste unwillkürlich lächeln. „Ich find die nämlich so schön“ plauderte das Kind weiter.
„Das ist tatsächlich meine Wolldecke. Ich dachte du frierst vielleicht.“ antworte Siara freundlich. „Weil doch…“ sie ließ den Satz unvollständig in der Luft hängen. Beinahe hätte sie sich verplappert. „Was machst du denn ganz alleine im Wald?“. Lieber die Unschuldige spielen und die Kleine anlügen, als ihr die Wahrheit sagen und damit die zaghafte Freundschaft zu ihr aufs Spiel setzten.

Sie wunderschön. Lange, leicht gelockte, dunkelbraune Haare und dazu strahlend blaue Augen. Hochgewachsen war sie und mit einem Wort unglaublich. Mira war fasziniert von dieser Frau. Dennoch versetzte sie ihre letzte Frage in Angst. Was sollte sie nur antworten? Sie wollte nichts von der Ermordung ihrer Eltern sagen, schließlich waren nur noch die Blutspuren zu sehen, vom Rest gab es keine Spur mehr. Mit einem Mal hatte Mira die Befürchtung diese geheimnisvolle Frau würde ihr nicht glauben.
„Du willst nicht antworten? Naja, auch egal. Vielleicht verrätst du mir wenigstens wie du heißt?“
Mira blickte die Frau mit großen Augen an. „Mira“, antwortete sie leise.

Mira. Siara lauschte dem Klang des Namens mit geschlossenen Augen hinterher, bevor sie Mira wieder anschaute. „Mein Name ist Siara. Soll ich mich um dich kümmern, bis deine Eltern wiederkommen? Oder wer ist für dich verantwortlich? Du kannst schließlich nicht alleine in der Wildnis leben, oder?“ Siara hielt den Atem an. Hatte Mira schon genug Vertrauen gefasst um bei ihr zu bleiben?
„Okay… . Beschützt du mich dann vor der wilden Bestie?“ Miras Antwort schnürte Siara den Hals zu. Natürlich hatte die Kleine Angst vor dem Ungeheuer. Aber Siara musste ihr Theaterspiel weiterspielen. „Was für eine Bestie denn?“ wollte sie von Mira wissen.
„Na die Bestie die meine Eltern totgemacht hat.“, war die geflüsterte Antwort.

Mira zuckte zusammen und rannte davon. Jetzt hatte sie sich doch verraten. Dabei hatte sie den Tod ihrer Eltern doch für sich behalten wollen. Aber jetzt war es zu spät. Gehetzt rannte Mira weiter bis sie am Auto ankam. Blitzschnell stieg sie ein und verkroch sich am Boden des Autos. Dann zog sie Siaras Decke zu sich hinunter und vergrub ihr Gesicht darin. Wieder einmal schossen ihr die Tränen in die Augen und bis diese endlich versiegten war die Decke vollgeheult.

Siara ging Mira nicht hinterher. Sie wusste nun, oder hoffte zumindest, dass sie wie letzte Nacht auch irgendwann zum Auto zurückkommen würde. Trotzdem beeilte sie sich zu ihrem Haus, dort lagen ja schließlich immer noch Miras Eltern herum. In Windeseile schaffte sie es die beiden Leichen zur Lichtung zu transportieren und dort ein tiefes Grab zu schaufeln. Sie warf die beiden Körper in die Grube und schaufelte das Loch anschließend zu. Sie strich die Erde glatt und suchte auf einer nahen Wiese ein paar Blumen, die sie auf das improvisierte Grab legte. Geschafft, dachte sie. Siara wusch sich die Hände und ging dann zu Miras Auto.

Mira hörte Siara trotz der geschlossenen Autotüren kommen und ihren Namen rufen. Sie rührte sich nicht, obwohl sie sich freute, dass Siara nach ihr gesuchte hatte. Mira schämte sich ihr Geheimnis verraten zu haben und wollte sich noch nicht den Fragen stellen, die Siara verständlicherweise hatte. Mira war natürlich bewusst, dass das Auto kein besonders gutes Versteck darstellte, schließlich wusste Siara genau wo es stand und das es das einzige mögliche Versteck für Mira war.

„Mira?“ Siara klopfte an die Autotür. „Mira, bist du da drin?“ Dumme Frage, wo sollte sie wohl sein, aber Siara wollte nicht einfach ins Auto platzen. „Wenn du im Auto bist, dann kaum bitte raus. Ich möchte mit dir reden. Bitte! Es ist wirklich wichtig.“ Siara spähte ins Auto, sie hoffte etwas von Mira zu erkennen. Tatsächlich sah sie die Decke am Boden des Fahrzeugs liegen und bemerkte die kleinen Füße die darunter hervor lugten. Sie lächelte. Das hatte ihre kleine Schwester auch immer getan, sich versteckt ohne darauf zu achten ob auch wirklich der ganze Körper verborgen war. „Mira, ich kann dich genau sehen. Komm raus, es gibt das etwas was ich dir zeigen möchte.“

Mira überlegte. Ihre Neugier war geweckt, sie wollte unbedingt wissen, was es hier, einsam wie es war, für eine Überraschung geben könnte. „Na gut, ich komme, aber nur wenn du versprichst, nur Fragen zu stellen, wenn ich das will und es dir erlaube.“ Mira stieg aus dem Auto und sah Siara erwartungsvoll an. „Also, wo ist die Überraschung?“
„Komm mit, dann zeig ich sie dir.“ Siara lächelte sie verheißungsvoll an.

Während sie die Straße entlang liefen verlor Siara sich in ihren wunderbaren Träumen. Sie wollte sich um Mira kümmern und es schaffen ihr die Eltern zumindest teilweise zu ersetzen. Siara hatte vor Mira in ihrem kleinen Haus ein Zimmer zu räumen, damit diese nicht mehr im Auto wohnen musste. Sie lächelte, als sie begann sich die Zukunft in bunten Farben auszumalen. „Rennen wir?“, fragte sie Mira.
„Au ja.“ Mira rannte schon los.
„Hey, du weißt doch gar nicht wo ich hin will.“ Lachend überholte sie Mira. Siara hatte sich schon lange nicht mehr so wohl gefühlt.

Mira wurde geradewegs zu einer winzigen Haus geführt. Es war aus Holz und hellblau angestrichen. Türen- und Fensterrahmen waren strahlend weiß. Eingebettet in die Dünen sah es richtig heimelig und gemütlich aus. „Hier wohne ich!“ sagte Siara und öffnete die Tür. Mira schlüpfte hindurch und stand in einer kleinen Küche. „Schööön“, sagte sie andächtig. „Aber Siara warum wohnst du nicht in einer Stadt, wie jeder andere Mensch auch?“
Noch bevor die Frage zu Ende gestellt wurde, hatte Mira plötzlich Angst vor der Antwort. Ihr Herz wurde schwer und sie hatte Angst, Siara mit ihrer Frage verletzt zu haben. Stocksteif stand sie da und spähte zu Siara hoch.

Siara hörte Miras Frage und wusste im selben Augenblick, dass eine Verwandlung nicht mehr weit war. Auch wenn sich ihre Beherrschung gebessert hatte, war sie noch längst nicht soweit persönliche Fragen zu ihrer Anomalität zu ertragen. „Das solltest du besser nicht fragen. Verlass dieses Haus nicht, bis ich wieder komme!“, presste sie hervor und stürzte aus dem Haus. So schnell sie konnte rannte Siara aus ihrem Haus in Richtung Klippen und sprang hinab. Noch während sie fiel verlor sie das Bewusstsein. Das letzte was Siara mitbekam war Miras Schrei. Dann verwandelte sie sich.

Mira wunderte sich sehr über Siaras überstürzten Abgang. Sie wartete einige Augenblicke dann rannte sie aus dem Haus, Siara hinterher. Erschrocken sah sie wie diese über die Klippen lief.
„Nein!“, rief sie, während sie mit anhören musste wie Siara schrie, als sie fiel. Mira rannte zum Abgrund der Klippen und spähte runter. „Siara, du musst aufpassen! Nein!“ Geschockt sah sie auf das Ungeheuer hinab, das sich da befand wo Siara ins Wasser gefallen sein musste.

Es war, als ob sich über Siaras Körper langsam ein Vorhang öffnete und sie erkannte langsam wieder ihre Umgebung. Siara war umhüllt von Dunkelheit, sie musste eine ganze Weile ohne Bewusstsein gewesen sein. Ihr Oberteil war einigermaßen trocken, wahrscheinlich lag sie schon eine ganze Weile hier am Strand. Es war komisch, wo auch immer sie von den Klippen sprang, sie wachte immer wieder an dieser Stelle auf. Schon oft hatte sie überlegt auszuprobieren ob es wirklich egal war an welcher Stelle sie ins Wasser sprang, oder ob sie nur von der Strömung in dieser Gegend hierher getragen wurde, wo sie dann erwachte. Aber dann hatte sie es doch gelassen.
Es dauerte eine Weile bis Siaras Augen sich an die Dunkelheit gewöhnt hatten, doch dann bemerkte sie im Mondlicht eine Kindergestalt, die, in den Sand der Dünen gekauert, auf sie herabblickte.

Schon seit dem Nachmittag wartete Mira am Ufer des Meeres auf ein Lebenszeichen Siaras. Spät am Abend, mit knurrendem Magen stand sie immer noch da, sah sie die Bestie hilflos im Wasser treiben. Wo war Siara? Sie konnte nicht tot sein, das durfte sie einfach nicht. Mira wich zurück, als der Körper des Tieres an Land gespült wurde. Reglos blieb er liegen. Vorsichtig schlich Mira sich wieder näher. Sie verspürte kaum Furcht, ihr war nur ein wenig flau im Magen. Mit der Zehenspitze tippte sie die Bestie an. Sie beugte sich hinunter und lauschte auf den leisen Atem. Mira wusste selbst nicht woher ihr plötzlicher Mut kam, aber sie beschloss zu warten bis das Ungeheuer aufwachte.
Es wurde langsam dunkel und Mira saß immer noch im Sand der Dünen und wartete auf ein Lebenszeichen von Seiten des geheimnisvollen Wesens. Was sie sich davon erhoffte wusste sie selbst nicht, aber sie war fest entschlossen hier zu bleiben bis es das Bewusstsein wieder erlangt hatte.
Müde lag Mira im Mondschein, ihre Augen mehr geschlossen, als auf die Bestie gerichtet. Doch dann sah sie plötzlich eine Bewegung durch die halb geöffneten Augenlider hindurch.
Geschockt riss Mira die Augen weit auf. Was sie da im Mondlicht sah ging über ihren kindlichen Horizont hinaus. Am Strand, ganz nahe an den Wellen, lag Siara und schaute sich um. Jetzt blickte sie Mira genau in die Augen.

Siara senkte den Kopf. Mira. Sie hatte vermutet, sie wäre längst weggelaufen. Andererseits, wohin auch? Aber das sie hier am Strand gewartet hatte war wirklich lieb. „Mira“, rief sie leise. „Mira? Bist du das?“ Blöde Frage, das wusste sie auch, aber irgendetwas musste sie sagen, wo Mira nur stumm dasaß und sie ernst ansah. Plötzlich stand sie auf, drehte sich um und lief weg.

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RE: Siara

#12 von Hanna(h) , 20.08.2011 19:15

Mira rannte so schnell sie konnte. Ohne anzuhalten lief sie die Straße entlang, weiter als je zuvor. Sie versuchte ihre Gedanken zu ordnen, aber in ihrem Kopf wirbelten die Gedanken nur so durcheinander und das leider nicht besonders sinnvoll.

Verblüfft schaute Siara Mira hinterher. Was hatte sie denn jetzt auf einmal? Sie hatte gedacht, Mira würde sich freuen, wenn sie sah das Siara wohlauf war. Und jetzt rannte sie einfach weg? Niedergeschlagen ging Siara zum Haus.

Tief in der Nacht erst wagte Mira sich, getrieben von Hunger und Müdigkeit, wieder in die Nähe von Siaras Häuschen. Doch sie konnte sich nicht überwinden an die Tür zu klopfen, zu groß waren ihre Angst und Verwirrung. Leise, bemüht nicht das kleinste Geräusch zu machen, schlich sie davon. So weit entfernt wie es ihre müden Beine zuließen, ließ Mira sich in den kalten Sand sinken. Tränen der Erschöpfung rannen ihr über Haut.

Als Siara am nächsten Morgen aufwachte bemerkte sie überrascht, dass ihr Gesicht tränennass war. Sie konnte sich nicht erinnern, im Schlaf geweint zu haben. Überhaupt waren ihr die Tränen schon seit Jahrhunderten ausgegangen. Sie dachte an Mira. Wenn ihr nun die Nacht über etwas passiert war? Panik überkam sie und sie rannte aus dem Haus, um Mira zu suchen.
„Oh bitte, lass sie in Ordnung sein.“ Wie eine Beschwörung flüsterte sie diesen Satz vor sich hin, während sie sich auf die Suche nach Mira machte.

Miras Magen knurrte laut und vernehmlich. Aber der einzige Weg an Essen zu kommen, wäre zurück zu Siara zu gehen und das konnte Mira sich absolut nicht vorstellen. Erst jetzt, nachdem sie eine Nacht darüber geschlafen hatte, realisierte sie richtig was sie gestern erlebt hatte. Siara hatte ihre Eltern umgebracht, da war Mira sich jetzt ganz sicher. Was sollte sie denn jetzt tun?
Die einzige Lösung, auf die Mira kam, war der Straße in Richtung der nächsten Straße zu folgen. Sie ging los, erst langsam, dann immer schneller, bis sie rannte. Doch sie kam nicht weiter als ein paar hundert Meter. Ein Schmerz stach Mira ins Herz als sie weiter rennen wollte. Wimmernd sank sie zu Boden. Warum tat das nur so weh? Keinen Schritt mehr konnte sie weiter. Kriechend bewegte sie sich ein bisschen zurück. Augenblicklich wurden die Schmerzen geringer und verschwanden schließlich ganz.

„Hallo Mira.“ Siaras Stimme war leise und zitterte ein wenig. „Es tut mir leid.“
Mira überlegte. „Okay.“
Stille.
„Willst du wieder zu mir kommen? Oder soll ich dich in die Stadt bringen? Dort kümmert sich bestimmt jemand um dich.“ Siara schluckte leicht.
„Nein.“ Diese Ausdruckslosigkeit in Miras Stimme. „Ich bleibe hier.“ Als wären die vergangenen Tage zu schockierend gewesen, um noch irgendwelche Emotionen zu zeigen.

Mira würde zu Siara ziehen. Was blieb ihr auch anderes übrig? Gerade hatte sie ja selbst erlebt, dass sie das weitläufige Gebiet nicht verlassen konnte ohne vor Schmerzen umzukommen. Es war ihr egal. Sie fühlte nichts, bis auf eine seltsame Leere in ihrem Körper. Langsam folgte sie Siara zu dem Haus in den Dünen.

Immer wieder blickte Siara zurück, wo Mira langsamen Schrittes hinter ihr her lief. Was war nur los mit ihr? Das kleine, goldige Mädchen, das sie gestern zwar vorsichtig, aber doch freudig mit Fragen bestürmt hatte? Das Mädchen, das trotz dem schrecklichen Verlust seiner Eltern kein Problem damit hatte Siara in ihr weites Herz zu schließen.
„Mira, ist alles in Ordnung?“, fragte Siara besorgt.
„Ja.“ Mehr nicht.
Siara atmete tief durch. Sie durfte jetzt auf keinen Fall die Beherrschung verlieren. Nicht hier und jetzt, in Miras Nähe. Das würde diese im besten Fall endgültig verschrecken. Im Schlimmsten aber, wäre sie danach nicht mehr am Leben.

Fuß vor Fuß, Schritt für Schritt, Meter für Meter ging Mira ihrem sicheren Verderben entgegen. Doch wenigstens bekam sie so eine Beruhigung für ihren Magen und ein Bett zum Schlafen. Ein kleiner Aufschub ihres Todesurteils.

Siara trat leise an Miras Bett. Die Kleine war schon halb am Schlafen. Vorsichtig deckte Siara sie zu. Ein Kloß formte sich in ihrem Hals, als Mira zusammenzuckte und machte ihr das Atmen schwer. Was hatte sie ihr nur getan…?

Die Tage vergingen und Mira sprach kaum ein Wort. Wenn sie einmal ihre Lippen öffnete um auf Siaras Fragen zu antworten, dann nur mit kurzen Sätzen oder noch viel häufiger mit einzelnen Wörtern.
Irgendwann hielt Siara es nicht mehr aus. Sie schrie Mira an. „Was soll dieses ausdruckslose Verhalten bedeuten? Wieso bist du auf einmal so?“
Mira blieb stumm.
„Sag etwas! Antworte, und zwar SOFORT!“ Siara war selbst erschüttert über diesen Ausbruch. Doch noch viel mehr beruhigte und beunruhige sie zugleich, dass sie sich nicht verwandelt hatte. Das bedeute einen Umsturz ihrer gesamten Welt. Siara war wütend, da war sie sie sich ganz sicher und bis heute hatte sie sich dann immer verwandelt. Immer. Ihr fiel nicht eine einzige Ausnahme ein. Und mit einem Mal sollte sich das ändern?
„Du hast meine Eltern tot gemacht. Und mich willst du auch.“ Das war seit Tagen der längste Satz gewesen, den Mira von sich gegeben hatte.
Siara wünschte sich sie hätte ihn niemals gehört.

Mira schaute Siara fest in die Augen. Eigentlich hatte sie keine Angst mehr vor ihr, es war ihr egal, was sie ihr antun wollte. Tief in ihrem Herzen spürte sie, dass Siara ihr nichts mehr antun konnte, was schlimmer wäre, als das was ihr schon passiert war.
„Ich werde versuchen, dir das alles zu erklären. Ich weiß, dass es keine Entschuldigung dafür gibt, was ich getan habe. Aber ich werde dich trotzdem bitten mir zu verzeihen, sobald ich meine Geschichte beendet habe.“

Siara holte tief Luft und fing an zu erzählen.
„Meine Geschichte beginnt in einer mittelgroßen Stadt unter der Erde. Diese Stadt trägt den Namen Paome. Seit ewigen Zeiten hat kein lebender Mensch Kenntnis von diesem Ort. Es ist anders als hier, um einiges anders. In dieser Stadt wurde ich geboren, in dieser Stadt wuchs ich auf. An meinem fünften Geburtstag wurde ich meinem Lehrmeister vorgestellt. Fortan ging ich jeden Tag zu ihm und er brachte mir alles bei, was ein Angehöriger unseres Volkes wissen sollte.
Mit 15 Jahren musste ich, gemeinsam mit allen anderen Fünfzehnjährigen an einer Prüfung teilnehmen. Diese Prüfung war gleichzeitig die Aufnahme in unser Volk. Es war klar, dass ich diese Prüfung nicht nur ohne Probleme, sondern als die Beste bestehen würde. Ich entstamme einer ganzen Dynastie von Erfolgreichen. Mein Vater war der Bürgermeister von Paome. Wer, wenn nicht ich könnte bei einer Prüfung besser abschneiden? Wer durchfiel wurde nicht als vollwertig erachtet. Ich fiel durch. Damit war meine Zukunft verwirkt. Ich bekam einen Brief von meinen Vater, einen offiziellen Brief. Ich hatte aus dem Haus meiner Familie auszuziehen. Künftig wohnte ich im Armenviertel der Stadt, gemeinsam mit Mördern, Dieben und Bettlern. Mit dem Verstoß aus meiner Familie und aus der Gesellschaft kam mein Leben als Bettlerin. Ich kroch durch die Straßen und versuchte ein paar Münzen zu ergattern. Ich hasste es, hasste es wirklich. Es war die reinste Zumutung, alles war schmutzig und die ganze Situation war einfach nur erniedrigend. Eines Tages sah auf der Straße meine kleine Schwester. Ich möchte nicht von ihr reden, aber ich habe sie sehr gelebt, mehr als jede andere Person auf der Welt. Sie sah mich kurz an und ignorierte mich dann. Schlimmer noch, ihr ganzes Gesicht zeigte Verachtung für mich, ihre im Dreck kniende große Schwester. In dem Moment bin ich ausgetickt. Ich ging auf sie los und bevor ich sprang hatte ich mich verwandelt, vollkommen unkontrolliert. in diesen Minuten, den schlimmsten meines Lebens, brachte ich meine Schwester um. Ich wurde betäubt und erwachte im Gefängnis. ich war in eine winzige Zelle eingesperrt und das brachte mich wieder zum Toben. Ich verletzte mich aber nur selbst... Dann wurde ich wieder betäubt. Als ich diesmal die Augen aufschlagen konnte schwamm ich in einer Art Tunnel. Man hatte mich in einem Abwasserrohr entsorgt. Die Strömung trug mich irgendwo hin. Ich war gefesselt und tauchte andauernd unter Wasser. In diesen Minute, es können auch Stunden gewesen sein, dachte ich mein letztes Stündlein hätte geschlagen. Ich schaffte es meine Fesseln zu sprengen und irgendwann wurde ich ins Meer gespült. An Klippen entlang schwamm bis an einen Strand. Dort legte ich mich hin und schlief ein. Das erste was ich tat, nachdem ich am Ufer aufwachte, war meinen Hunger zu stillen. Ich tötete eine Gruppe Wanderer und fiel danach wieder in Ohnmacht. Obwohl ich keinen Bissen Fleisch gefressen hatte, war ich satt, als ich erwachte. Allerdings fühlte ich mich schrecklich. Ich hatte schon wieder getötet. Nach meiner Schwester jetzt auch die ersten Menschen.
Dann bekam ich Angst. Natürlich hatte mein Lehrer mir Dinge über Menschen erzählt. Dass sie eine ebenso gute Polizei haben wie wir gehörte dazu. Was sollte ich also mit meinen Opfern machen? Schließlich kam ich darauf, sie zu verbrennen. Zwar würde man den Rauch weithin sehen können, andererseits war hier weit und breit keine Menschenseele. An diesem Ort blieb ich. Erst für eine Nacht, dann für immer. Ich baute mir ein Haus und lebte dort. Ab und zu verschwanden in dieser Gegend Menschen, aber meistens ernährte ich mich ganz normal und menschlich. Dann kamen du und deine Familie. Ihr bliebt mitten in meinem Gebiet stehen und ich bekam meine Wut. Deine Eltern ermordete ich, doch dann kamst du. Als ich dich sah kam meine menschliche Seite zurück, ohne dass ich etwas dafür oder dagegen tun konnte.“ Siara verstummte.

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RE: Siara

#13 von Hanna(h) , 20.08.2011 19:16

„Was bist du?“, flüsterte Mira heiser. „Eine Bevahrn“ antwortete Siara leise. „Eine Bevahrn? Was ist das?“
„Mein Volk“.
Mira überlegte. „Dann bist du kein Mensch?“.
Siara lächelte traurig. „Ein bisschen Mensch bin ich auch, zumindest von meinem Aussehen und meiner Art her. Aber, dass ich mich in ein Tier verwandeln kann und dann Personen töte ist definitiv nicht menschlich.“
„Wieso hast du mich noch nicht tot gemacht?“ Miras Stimme zitterte und Tränen traten ihr in die Augen. „Ich konnte nicht. Ich hab doch erzählt, dass ich mich zurückgewandelt habe, sobald ich dich sah. Und wenn du in der Nähe bist, kann ich meine Kräfte kontrollieren.“
„Dann beschütze ich mich also selbst? Das ist schön. Aber ich will gar nicht mehr leben, wenn ich dann ganz alleine bin.“ Mira liefen Tränen über ihr Gesicht.

„Süße…Ich kann dir nur anbieten, dass du bei mir bleiben kannst. Entscheiden musst du ganz alleine. Mein Angebot, dich in die Stadt zu fahren steht immer noch.“ Jetzt wurde Mira endgültig hysterisch. Siara verstand kein Wort ihrer geschluchzten Antwort. „Wie bitte? Was hast du gesagt?“
„Ich hab gesagt, dass ich nicht weg kann!“ Mira schrie fast. „Es geht nicht! Ich hab’s versucht! Aber dann tut mir alles weh.“
„Was soll das heißen, dir tut alles weh?“
„Als ich wegrennen wollte, da konnte ich plötzlich nicht mehr weiter, meine Beine haben so wehgetan und da auch.“ Mira zeigte auf ihre Brust. Sie war das reinste Häuflein Elend. „Siara was bedeutet das?“ Miras Gesicht verzerrte sich in Erinnerung an den Schmerz. „Hilf mir, Siara. Ich ertrage das nicht.“

Siara nahm Mira in den Arm. Die zuckte erst zusammen, kuschelte sich aber dann an sie. „Mira, Kleine, ich habe nicht die geringste Ahnung was das bedeuten soll. Aber ich bin sicher, wir werden eine Lösung finden können.“ „Und wie? Vielleicht kann ich einfach hier bleiben? Und du passt auf mich auf?“
„Sehr gerne, Mira, sehr gerne.“ Siara drückte Mira noch fester an sich.

In den nächsten Tagen sprachen die beiden viel über die Insel, von der Siara stammte. Schließlich fassten sie einen Entschluss: Um alle ihre Fragen zu beantworten wollten sie dorthin reisen, in der Hoffnung dort könnte ihnen jemand Antworten geben.

„Siara! Was soll ich denn alles einpacken? Ich hab doch nur die Kleider aus meinem Koffer. Und sonst gar nichts.“ Frustriert saß Mira vor ihrem halb leeren Koffer. „Meine ganzen Spielsachen sind zu Hause. Also, nicht hier, meinte ich…“ „Ich verstehe schon was du meinst, keine Angst.“ „Wo fahren wir denn eigentlich hin? Willst du’s mir nicht endlich sagen?“ fragend schaute Mira Siara an. „Tatsache ist, ich weiß es nicht. Meine Insel liegt mitten im Meer, aber wir können ja schlecht einfach drauflos segeln und hoffen, dass wir ankommen. Deshalb möchte ich erst einmal schauen ob ich in alten Bibliotheken etwas über meine Art finden kann. Vielleicht hilft uns das weiter…“ „ Dann fahren wir also in die Stadt?“ Plötzlich fiel Mira etwas ein. „Siara kannst du überhaupt Auto fahren?“ Die wurde rot. „Ja also. Ich denke so schwer kann das nicht sein! Das werde ich schon lernen.“ Mira schaute nur skeptisch.

Siara atmete tief ein. „Na dann los“ sagte sie und drehte den Zündschlüssel um. Geht doch, dachte sie zufrieden. Sie drückte das Gaspedal durch, der Motor heulte auf, doch das Auto rührte sich nicht. Wahllos drückte und zog sie an Hebeln und Pedalen. Sie machten einen Satz nach vorne, dann fuhren sie endlich. „Das war doch gar nicht so übel!“ „Nicht so übel?? Mir wird gleich übel, wenn du weiter so fährst. Nicht so schnell!“ Ein Glück das es hier nur geradeaus ging. Siara war sich nicht sicher, ob sie das Lenken mit dem Gas geben hätte koordinieren können. „Siara? Ich glaube du fährst auf der falschen Straßenseite. Und dort vorne kommt ein Auto.“ Siara umklammerte das Lenkrad und fuhr nach rechts. Konzentriert starrte sie auf die Straße.

„Ein Glück, wir sind da!“ Mira atmete tief aus. Die Fahrt war der reinste Horror gewesen. Sie hatte noch nie jemanden getroffen, der so schlecht Autofahren konnte, wie Siara. „Was, fahre ich etwa nicht gut?“ Betroffen blickte Siara zu ihr hinüber. „Nein, nein.“, beruhigte sie Mira. „Für das erste Mal war das schon gar nicht schlecht. Es war bloß etwas … holprig. Und du bremst zu abrupt. Und fährst dann zu hastig wieder schneller. Und …“ „Das reicht erst mal an Kritik, wirklich! Sonst traue ich mich gar nicht mehr zu fahren. Und dann kommen wir hier nicht mehr weg. In einen überfüllten Zug setze ich mich nämlich nicht. Das wäre viel zu gefährlich.“ „Ist ja gut…“Inzwischen war Mira an diese Ausbrüche gewöhnt. Sobald man Siara an eine große Menschenmenge ansprach oder sie daran dachte, wurde sie von nervös und hibbelig bis hin zu sauer und wütend. „Jetzt müssen wir nur noch eine Bücherei finden und hoffen, dass wir nicht an zu vielen Menschen vorbei kommen.“ „Siara? Ich glaube in einer großen Stadt ist es so gut wie unmöglich wenigen Menschen zu begegnen. Da sind nämlich immer und überall Leute.“

„Immer und überall?? Was soll das heißen? Dass man nie einen Platz für sich alleine hat?“ Siara war entsetzt. Mira fragte sie: „Warst du überhaupt schon einmal in einer Stadt?“ „Ja klar war ich das. Was meinst du kleiner Schlaumeier eigentlich wo ich meine Lebensmittel herbekomme?“ Mira stöhnte genervt. „Ich meine doch nicht das kleine Dörfchen. Ich meine eine richtige Stadt. Eine große.“ "Selbstverständlich. Paome ist selbst eine große Stadt. Auch wenn ich zugeben, das in meiner Heimat alles um einiges weniger chaotisch ist. Dort sind auch nicht so viele Leute..." "Warst du in der "Menschenwelt" schon mal in einer großen Stadt?" Mira hatte einen genervte Lehrerinnen-Blick aufgesetzt. „Nun ja…Wenn ich ehrlich sein soll: Nein. Das ist das erste Mal, dass ich weiter weg bin als bis in „das kleine Dörfchen“.“ „Siara! Du hast nicht die geringste Ahnung, was passiert sobald du aussteigst? Ich glaub‘s ja nicht! Da kann wer weiß was passieren, wenn du dich nicht unter Kontrolle hast! Oh mein Gott, Siara!“

Mira war geschockt. Wie konnte Siara nur so verrückt sein. Sie hatte doch selbst gesehen, was mit Miras Eltern geschehen war als sie mit Siara zusammengestoßen waren. Mira fühlte einen dicken Kloß im Hals als sie an ihre Eltern dachte. Gut vielleicht hatte die Situation sich gebessert, vielleicht trug Mira dazu bei, dass sie sich besser unter Kontrolle hatte. Aber trotzdem blieb sie weiterhin gefährlich! Wie konnte sie nur riskieren weiteren Menschen Miras Schicksal zuzumuten? Wie konnte sie nur? Mira kochte vor Wut. Aber Siara anzubrüllen passte nicht zu ihrer Art. Also blieb sie still sitzen und funkelte sie nur stumm an.

Siara hätte nicht gedacht, dass dieses liebe Mädchen so böse schauen konnte. Aber ganz offensichtlich steckte in ihr mehr als gedacht. Wie ihre Augen blitzten. Siara konnte sich ihr Lächeln nicht verkneifen. „Das! Ist! Nicht! Lustig!“ „ Stimmt, du hast recht.“ Siara wurde schnell wieder ernst. „Du meinst also, es ist zu riskant für mich, wenn ich dort hinausgehe?“ Siara nickte zum Autofenster hinaus. „Nein“ Doch nicht zu gefährlich für dich! Sondern für alle anderen!“ „Das meinte ich doch.“, versuchte Siara Mira zu beruhigen. Die zitterte vor unterdrücktem Ärger. „Wir werden jetzt hier im Auto warten, bis hier keine Menschen mehr sind. Dann erst gehst du raus.“, bestimmte Mira. „Ein Glück, dass dich meine Anwesenheit zumindest so weit beruhigt, dass du hier sitzen kannst ohne sofort auf alle loszugehen. Sonst…“ Mira lies den Satz unbeendet in der Luft hängen. Sonst gäbe es ein Desaster, vervollständigte sie ihn in Gedanken.

Erst spät am Abend leerten sich die Straßen allmählich und Mira erlaubte Siara das Auto zu verlassen. „So, jetzt können wir los. Ich sehe keinen mehr.“ „Na endlich. Ich kann schon lange nicht mehr sitzen.“, stöhnte Siara. „Du benimmst dich wie ein kleines Kind. Ich bin fünf Jahre alt, nicht du. Schon vergessen? Du solltest diejenige sein, die auf uns aufpasst. Und jetzt muss ich das machen.“, beschwerte Mira sich. „Findest du das nicht auch ein bisschen ungerecht?“

Die beiden standen vor der verschlossen Bibliothektür. „Da ist zu.“, stellte Mira ganz richtig fest. Siara wies jede Schuld von sich. „Nur weil du so lange warten wolltest.“ „Ich wollte nicht warten, ich musste! Deinetwegen!“ Mira stampfte fest mit dem Fuß auf dem Boden auf. „Das war nicht meine Schuld!“ Jetzt schrie sie. „Hey, nicht so laut. Du hast ja Recht gehabt. Ich wollte dich nur ein bisschen ärgern. Es war sehr schlau von dir, daran zu denken, dass ich nicht zu ganzen Leuten raus gehe. Aber jetzt müssen wir dort rein.“ Mira riss erschrocken die Augen auf. „Du willst dort einbrechen? Das darf man nicht. Außerdem gibt’s da Alarmanlagen und dann kommt die Polizei. Das weiß doch jedes Baby.“ „Sei doch nicht so besserwisserisch. Irgendwie wird man da doch reinkommen, ohne erwischt zu werden.“

„Du bist verrückt.“ Fasziniert beobachtete Mira wie Siara sich an einem Kellerfenster zu schaffen machte. „Quatsch. Ich verspreche dir, die Kellerfenster sind bestimmt nicht gesichert.“, wischte Siara alle Bedenken weg. „Das wird schon.“ Es klackte. „Ich hab‘s!“ Siara sprang auf. „Na los, hüpf rein.“ Mira riss die Augen auf. „Da rein? In dieses schwarze Loch?“ „Mach schon. Das ist nicht tief“, sagte Siara freundlich. „Wirklich nicht?“, fragte Mira. „Wirklich nicht!“, antwortete Siara. „Also gut. Aber nur weil es keine andere Möglichkeit gibt.“ Mira atmete noch einmal tief ein, dann ließ sie sich durch das Fenster hinab.

„Jetzt bräuchten wir eine Taschenlampe.“, flüsterte Mira. „Du brauchst nicht zu flüstern, Kleine. Hier hört uns keiner.“ Siara sprach in normalter Zimmerlautstärke. „Pssst, sei doch leise. Du hast doch keine Ahnung ob, noch jemand hier ist. Können wir uns bitte beeilen?“ „Okay.“ Siara lächelte. „Jetzt müssen wir uns hier nur noch zurechtfinden. Wo sind Fabeln uns solcherlei Bücher?“ Suchend blickte sie sich um. „Da sollte wir mit suchen anfangen.“ „Du solltet da mit suchen anfangen. Ich kann nämlich noch nicht lesen.“ „Das heißt, ich muss die ganze Arbeit machen?“ „Na hör mal, du bist doch selbst schuld. Hättest du dich halt mal ein bisschen für deine Umgebung interessiert. Dann wüssten wir jetzt wo deine Stadt liegt und wir könnten erfahren, wieso du dich nicht verwandelst wenn du mich siehst und warum ich solche Schmerzen bekomme, wenn ich weglaufen will.“ „Hey hey, ganz ruhig. Wie wär‘s, du setzt dich in die Kinderabteilung und schaust dir ein Bilderbuch an, und ich suche nach Infos über Bevahrn. Einverstanden?““Na schööön. Wenn du meinst. Aber im Dunkeln kann man keine Bücher lesen. Willst du etwa, dass ich Licht mache? Damit wir gleich erwischt werden?“ „Nein, natürlich nicht. Aber wir haben kein Licht, also müssen wir welches anschalten. Wenn wir immer nur eins anhaben, dürfte das kaum auffallen.“, sagte Siara.
„Siara, du hast echt keine Ahnung von der Welt. In deinen Dünen magst du dich ja vielleicht noch zurechtfinden…aber hier in einer Stadt bis du rettungslos verloren. Wenn man im Dunkeln ein Licht an macht, dann genügt das schon um gesehen zu werden. Verstehst du? Die Anzahl der Lampen ist egal. Was zählt ist das sich für die Anwohner ringsherum etwas verändert, nämlich dass nachts in der Bücherei Licht ist. Und dann denken sie das sind Einbrecher, was ja auch stimmt, und rufen die Polizei! Die sperren dich dann ins Gefängnis und wollen wissen wo meine Eltern sind. Ich komme in ein Waisenhaus und dort vor Schmerzen um. Und du wirst zu lebenslanger Haft verurteilt, weil du meine Eltern umgebracht hast! Wenn du nicht alle gleich ermordest, bis sie dich betäuben. Oder noch schlimmer einschläfern, weil sie glauben du bist ein wildes Tier. Dann bist du tot. Und ich bin allein. Willst du das?““Natürlich nicht. Aber ich muss doch sehen was für Bücher ich aus dem Regal nehme. Sonst bringt dieser illegale Besuch der Bibliothek ja absolut gar nichts.“ „Kannst du nicht zufällig im Dunkeln sehen. Oder hast irgendwelche anderen Kräfte, damit wir kein Licht machen müssen?“, fragte Mira. „Leider nein.“, bedauerte Siara, „Das heißt, ich kann relativ viel im Dunkeln sehen. Nur habe ich keine Ahnung, ob ich besonders gut oder besonders schlecht sehe. Ich hab ja keinen Vergleich...Wir vertun hier unsere Zeit mit Rumdiskutieren, lass uns lieber endlich anfangen“ Also ging Mira los, um die Kinderbücher zu suchen. Hoffentlich war dort auch ein Sofa, um sich hinsetzen zu können. Sie konnte kaum noch die Augen aufhalten. Tatsächlich, da stand eines. Müde torkelte sie darauf zu und ließ sich in die Kissen sinken.

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RE: Siara

#14 von Hanna(h) , 20.08.2011 19:16

Siara ging langsam zwischen den Regalreihen entlang. Ihr Finger fuhr die Buchrücken entlang, während sie die Titel der Bücher las. „Treffer!“, murmelte sie, als sie ein Buch über unbekanntere Fabelwesen entdeckte. Sie blätterte es oberflächig durch, steckte es sich dann unter ihren Arm und suchte weiter.

„Mira, aufwachen. Wir fahren weiter.“ Mira reagierte nicht, sondern schlief ruhig weiter. Siara hob sie hoch und schwankte, als sie gleichzeitig versuchte ihren Buchstapel auszubalancieren. Jetzt ganz vorsichtig, dachte sie und setze sich langsam in Bewegung. Vorm Kellerfenster angekommen, setzte sie die nur noch halb schlafende Mira vorsichtig auf dem Boden ab, dann tat sie dasselbe mit den Büchern. Sie hob Mira wieder hoch und half hier durch das Fenster. Ein Glück, dass es nicht so hoch in der Wand war, sonst wäre sie hier niemals wieder rausgekommen. Siara reichte Mira die Bücher und zog sich dann selbst hoch und hinaus in die kalte Nachtluft.

Wieder am Auto angekommen entfernte Siara den Autositz und Mira legte sich auf die Rückbank und schlief ein. Als sie versuchte das Auto zu starten fuhr Siara an die Laterne, bevor es ihr gelang auf die Straße zu steuern. Sie fuhren hinaus aus der Stadt und weiter bis an einige abgelegene Felder. Man musste ein wenig die Feldstraße hinein und konnte dann relativ ungesehen zwischen zwei Getreidefeldern parken.
Hier hielt Siara an und schlief sofort ein.

Siara schlief noch, als Mira am nächsten Morgen aufwachte. Sie hatte Hunger, wollte sie aber nicht wecken. Mira öffnete leise die Autotür, stieg aus und atmete tief die frische Morgenluft ein. Es war noch früh, die Vögel begrüßten zwitschernd den Morgen und die Sonne begann ihre Reise über den Himmel. Mira ließ ich in das weiche Gras am Wegrand sinken und versuchte ihren Hunger zu vergessen bis Siara aufwachte.

„Beeil dich Mira, aufstehen. Wir fahren weiter.“, sagte Siara und beugte sich aus dem Auto. Mira sprang auf die Füße und ging murrend zum Auto. „Ich will nicht wieder so eine Horrorfahrt erleben wie gestern. Du fährst einfach nur scheußlich. Außerdem haben wir noch nicht gefrühstückt. Seit gestern Morgen habe ich nichts mehr gegessen und ich bin am verhungern. Du etwa nicht?“ „Nein. Ich habe nie so viel Hunger.“ Nachdem ich gemordet habe, ergänzte Siara in Gedanken. Mal schauen ob wir irgendwo etwas zu essen finden können. Kannst du alleine einkaufen?“ „Natürlich kann ich das! Ich bin doch schon groß.“ „Gut. Denn sonst müsstest entweder verhungern oder mich unter Menschen lassen.“
„Siara, darf ich dich etwas fragen?“ „Natürlich, schieß los.“ „Was sind das für Bücher auf dem Beifahrersitz??“ „Na, die aus der Bibliothek?!“ „SIARA! Du hast sie gestohlen? Ich glaube es nicht. Auf dich muss man jede Sekunde aufpassen.“, sagte Mira erschüttert. „Ja wie hätte ich sie denn alle dort lesen sollen? Dazu war einfach zu wenig Zeit. Also hab ich sie mitgenommen. Es wird sie bestimmt niemand vermissen.“ „Das glaub ich allerdings schon! Weißt du denn nicht, dass die ihre Bücher genau aufgelistet haben? Da merken die das sofort! Und melden das der Polizei. Dann haben wir den Salat.“ „Ach Quatsch. Du hast wohl zu viele Kriminalfilme geschaut? Da sind doch Fingerabdrücke von so vielen Leuten, da werden die nicht gerade uns verfolgen.“ Mira schaute skeptisch. „Wenn du meinst.“, sagte sie, noch nicht wirklich überzeugt.
„Da ist ein McDonald’s. Hast du Geld?“ „Ein paar Euro schon. Moment, hier hast du sie.“
Siara fuhr vorsichtig, soweit sie es hinbekam, auf den McDonald’s-Parkplatz. „Spring schnell aus dem Auto und hol dir dort drüben was zu essen. Ich werde hier warten.“ „Okay.“ Mira stieg aus und rannte los. Sie holte sich etwas zu essen und verließ das Gebäude wieder. Sie lief geradewegs zurück zu ihrem Auto. Als sie dort ankam war Siara verschwunden.
Siara wollte nicht zu viel auf die Menschen zu schauen und versuchte, sich mit einem Buch aus der Bücherei abzulenken. Das klappte ganz gut, bis sie auf einmal aus den Augenwinkeln ein Auto wahrnahm, das rasend schnell näher kam. Polizei. Siara tat unbeteiligt, versuchte sich ihre Angst nicht anmerken zu lassen. Die Diskussion mit Mira kam ihr wieder in den Sinn. Besorgnis umwölkte ihr Herz und Siara runzelte die Stirn. Das Polizeiauto stoppte und Polizisten stiegen aus. Sie schauten sich auf dem Parkplatz um, und kamen dann direkt auf Siaras Auto zu. Als die Männer dort angekommen waren. Klopften sie an die Tür. Siara öffnete. „ Sie stehen im Verdacht die Walter-Schmidt-Bibliothek ausgeraubt zu haben. Kommen Sie bitte mit.“ Siara verengte die Augen bis sie die Polizisten nicht mehr sehen konnte. Kurz konnte sie sich beherrschen und so folgte sie den Polizisten an den Rand des Parkplatzes. Wut stieg in ihr auf. In ihre Ohren trat das altbekannte Rauschen und ihr Körper verwandelte sich.

„Siara? Wo bist du? Siara!“ schrei Mira erst fragend, dann immer panischer. „Siara!“ Zum Glück achtete auf dem überfüllten Parkplatz keiner auf ein kleines, kreischendes Kind. Ein paar Leute schauten zwar missbilligend zu ihr hinüber, doch keiner machte Anstalten sie anzusprechen. Plötzlich hörte sie vom anderen Ende des Platzes panische Schreie. Das einzige was Mira in diesen Sekunden dachte, war: Bitte nicht schon wieder Tote.

Siara spannte ihre Muskeln an und sprang. Es war ihr egal, dass sie sich auf einem öffentlichen Parkplatz befand, am Rande zwar, aber trotzdem ein mögliches Zentrum der allgemeinen Aufmerksamkeit. Sie benutzte ihre rasierklingenscharfen Krallen dazu die Polizisten anzugreifen. Ohne darüber nachzudenken hieb sie mit ihren starken Pranken auf die Menschen ein. Siara riss Wunden in ihr Fleisch, biss und kratze, brüllte und fauchte. Um sie herum wurden die Schreie immer lauter und immer zahlreicher. Da klang auf einmal ein ganz besonderer Ruf an Siaras Ohr.
Rufend rannte Mira über den Parkplatz, die Gefahr durch die fahrenden Autos nahm sie gar nicht war. Sie war einzig und alleine auf die Schreie konzentriert, auf die sie sich zubewegte.
„Siara! Hör auf. Bitte.“ Mira fing an zu weinen. Sie blickte auf einen Haufen Leichen. Bei einigen konnte man eine Polizeiuniform ausmachen, aber die meisten waren einfach nur bis zur Unkenntlichkeit entstellt. Mitten in diesem Chaos aus unnötig beendetem Leben stand Siara uns blickte Mira in die Augen. Die Tränen liefen stärker und stärker und Mira schluchzte hysterisch.

Siara senkte beschämt den Kopf, nahm die weinende Mira an die Hand und ging langsam zum Auto. Die wenigen Überlebenden wichen zurück als sie an ihnen vorbeigingen. Mit steifen Beinen stieg Siara ins Auto und startete ungelenk den Motor. Sie fuhr auf die Autobahn, einfach nur weg von diesem Ort der Zerstörung, den sie zu dem gemacht hatte, was er jetzt war. Mira weinte noch immer, nun allerdings fast lautlos, stumme Tränen der Trauer.

Am nächsten Tag sagte wieder Mira kein Wort. Sie war stumm wie ein Fisch und wirkte oft minutenlang vollkommen abwesend. Siara erklärte sich das mit dem Schock, mit dem erneuten Angriff auf ihr Nervenkostüm. Mit dem erneuten Angriff Siaras auf Menschen. Das alles musste Miras Vertrauen in sie mehr als erschüttert haben. Was konnte sie nur tun, damit Mira sich wieder beruhigte?

Mira hatte ein großes Problem mit sich. Ihre Gefühle entsprachen ganz und gar nicht ihren Erwartungen. Jedes normale Mädchen würde doch vor Schock fast sterben, wenn seine einzige Bezugsperson wieder und wieder tötet. Noch dazu nicht wie ein normaler Mensch, sonder in einer Gestalt die jedem Fantasy-Film alle Ehre machen würde. Was vielleicht daran lag, dass Siara kein Mensch war. Aber egal. Mira hatte erwartet, nervlich völlig am Ende zu sein. Und jetzt, nun ja. Es machte ihr rein gar nichts aus. Okay, sie wäre erfreuter wenn Siara die Menschen am Leben lassen würde und selbstverständlich würde Mira alles ihr Mögliche tun um das zu gewährleisten. Aber Siara war eben Siara, und auch wenn Mira hoffte, dass sich das Töten irgendwann geben würde, war sie bereit es fürs Erste zu akzeptieren.
Nur leider erschütterte sie diese Erkenntnis zutiefst. Hallo? Das war doch nicht normal!

Siara fuhr über einen Feldweg auf eine Wiese. Allmählich bekam sie ein Gefühl für das Autofahren und kam schon ganz gut mit dem Wagen zurecht. Überhaupt besserte sich ihr Zustand zusehends. Heute hatte sie sogar alleine Einkaufen gehen können. Siara warf einen besorgten Blick auf Mira und stieg dann aus. Es war Abend und die Sonne ging gerade unter. Siara legte sich ins Gras und betrachtete den wunderschönen Sonnenuntergang.

Mira beobachtete Siara durch das Autofenster hindurch. Bestimmt war sie traurig, dass Mira so lange nicht mehr mit ihr gesprochen hatte. Aber sie hatte einfach den Kopf voll mit ihren komischen widersprüchlichen Gefühlen. Dennoch war sie in ihren Überlegungen soweit gekommen, dass sie sich wieder um die Freundschaft mit Siara kümmern konnte. Sie stieg aus dem Auto aus und ging auf Siara zu. Dann legte sie sich wortlos neben sie und gab ihr einen kleinen Kuss auf die Wange.

Siara lächelte.
Mira hatte anscheinend doch keine Probleme mit ihr oder zumindest nicht mehr. Zu gerne hätte Siara gewusst was in Miras kleinem Kopf vorging. Doch das würde sie leider nie erfahren. Fürs Erste reichte es Siara auch vollkommen, dass Mira wieder mit ihr versöhnt schien. Vorsichtig nahm sie Mira in den Arm.

Mira war erleichtert. Siara war nicht böse auf sie. Obwohl sie sich die letzten Tage wirklich abscheulich benommen hatte. Sie einfach zu ignorieren. Mira schämte sich für ihr Verhalten Siara gegenüber. Die konnte ja eigentlich nichts für Miras Verwirrung, auch wenn sie die Ursache dafür war.

Jetzt wo Siara sich wieder mit Mira versöhnt hatte, konnte sie sich endlich wieder auf ihre Recherchen konzentrieren. Zwar fuhren sie immer noch Tag für Tag woandershin, um nicht erwischt zu werden, aber nicht mehr so weit am Tag. Schließlich war ihre ausdauernde Suche in allen möglichen Büchern, sie konnte sich inzwischen immer besser beherrschen, solange Mira bei ihr war und hatte es einige Male geschafft am Tag in eine Bücherei oder eine Buchhandlung zu gehen, vom Erfolg gekrönt. In einem alten, wirklich sehr alten Buch, das sie in einem Antiquitätengeschäft gefunden und ausnahmsweise sogar bezahlt hatte, fand sie eine verblichene Karte. Siara warf einen Blick zu Mira, die sie aufmerksam beobachtete. Jetzt kroch sie näher und schaute Siara über die Schulter.
Ein Mensch hätte wohl kaum erkannt was diese Karte zeigte. Selbst Siara fiel es schwer in den fast unleserlichen, nur noch schwach blauen Tintenstrichen, den Umriss ihrer Heimat zu erkennen.
„Mira.“, flüsterte sie heiser. „Das ist es. Das ist Paome. Das ist mein Zuhause.“ Vorsichtig strich sie die Linien nach.

Mira beugte sich weiter nach vorne, um die Karte besser sehen zu können. Sie studierte die eingezeichneten Linien aufmerksam. Beinahe kamen sie ihr vertraut vor, so als hätte sie den Umriss schon immer gekannt, aber ihn für einige Zeit vergessen. Mira lächelte. Jetzt würden sie mit Hilfe der Karte den Weg zu Siaras Insel finden und Mira würde sie mit eigenen Augen sehen. Sie freute sich unendlich darauf.

Mira übte Radschlagen im weichen Gras der Wiese. Nicht weit von ihr saß Siara und verglich die alte Karte mit denen des Autoatlas. Ab und zu warf sie der herumtollenden Mira einen Blick zu. Es war ein warmer Tag im Spätsommer und am Himmel waren kaum Wolken zu sehen. Siara und Mira hatten, nachdem sie einen Tag lang ziellos umher gefahren waren, eine Pause eingelegt während der Siara nun die auf dem Plan eingezeichneten Stellen im Atlas wiederfinden zu versuchte, um endlich die Reiseroute planen zu können. Sie blickte wieder hoch. Es war echt unglaublich, wie viele unzugängliche Wiesen man am Straßenrand fand wenn man nur danach Ausschau hielt. Und darin war Mira unangefochtener Weltmeister. Siara blätterte eine Seite weiter und verglich die nächste Doppelseite mit der vergilbten Karte. Wieder nichts. Sie seufzte genervt. Auf diese Weise konnte das noch Ewigkeiten dauern. Es war zum aus der Haut fahren. Sie seufzte noch einmal. "Komm Mira, wir machen ein Wettrennen. Ich muss mich ein bisschen bewegen, sonst dreh ich noch total durch." Siara sprang auf die Beine und hüpfte ein paar Mal hoch. "Bis zu dem Weg dort hinten, ja? Auf die Plätze, fertig, los!" Sie sprintete los. "Das giltet nicht! Siara, das giltet nicht. Du hast gemogelt!", schrie Mira im Rennen hinter Siara her. Die wartete lachend am Ziel auf sie. "Das giltete gar nicht.", sagte Mira vorwurfsvoll als sie ankam. "Du hast nämlich gemogelt. Bist einfach losgelaufen, dabei war ich noch gar nicht bereit." Siara schnappte sich die Kleine und kitzelte sie. "Du bist ja bloß eine schlechte Verliererin." Mira ging zum Angriff über und versuchte Siara ebenfalls zu kitzeln. Nicht dass es ihr gelungen wäre, denn die rannte einfach wieder los, Mira hinterher. Siara fühlte sich als würde sie gleich abheben und anfangen zu fliegen. Hoch hinauf in die Lüfte und von oben wäre es dann ein Leichtes den Standort der Karte in der Wirklichkeit wiederzufinden.

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RE: Siara

#15 von Hanna(h) , 20.08.2011 19:16

"Oh mein Gott, ich hab's. Mira ich habe es endlich gefunden! Hier siehst du? Dort wo der alte Waldfriedhof eingezeichnet ist. Dort ist der Zugang zu Paome. Ich glaube es nicht. Endlich kann ich nach Hause..." Siara konnte sich kaum halten vor Freude. Mira betrachtete sie stumm. "Freust du dich denn gar nicht?" "Doch, doch." Natürlich freute sie sich. Aber Angst hatte sie auch. Vor Siaras Zuhause wo alle so waren wie sie, oder zumindest ähnlich. Und Angst davor, dass sie Siara nicht mehr wichtig war wenn sie erst mal zuhause angekommen war. "Ich freue mich für dich."
Siara wirbelte Mira an den Armen um sich herum. "Du glaubst gar nicht wie sehr ich mich freue. Und wie aufgeregt ich bin. Schau mal, wir sind gar nicht mehr weit davon entfernt. Ich habe die ganze Zeit nur ein paar hundert Kilometer von daheim gelebt, ist das zu fassen?" "Siara , ich bin müde. Außerdem geht die Sonne unter, können wir schlafen gehen?" Siara betrachtete sie kurz. "Klar."

Siara lag im Dunkeln und machte sich Sorgen. Mira benahm sich anders als sonst. Normalerweise hätte sie sich unbändig gefreut und diese Freude auch entsprechend zum Ausdruck gebracht. Doch stattdessen hatte sie zurückhaltend und reserviert reagiert, was so gar nicht zu ihr passte. Dann wollte sie auch noch total früh in Bett. Was war bloß mit ihr los? Hoffentlich wurde sie nicht krank.
Siara ließ ihre Gedanken schweifen. Sie dachte an Paome, an ihre Familie und an ihre alten Freunde. Eine leichtes Unbehagen schlich sie um ihr Herz. Mira gegenüber verschwieg sie es, aber sie hatte Angst vor den Reaktionen auf ihre Rückkehr. Immerhin konnte man nicht von einem freiwilligen Verlassen der Stadt sprechen und es grauste Siara davor wieder verbannt zu werden. Oder noch schlimmer, wenn man sie schon vor den Stadtgrenzen finden und wegschicken würde, sodass sie noch nicht einmal einen Blick auf ihre Heimat werfen könnte. Ein anderer Gedanke schoss Siara durch den Kopf. Ob Kaíga wieder da war? Ob es ihr gut ging? Siara hoffte inständig, dass es ihr gut ergangen war. Was für eine schlechte Freundin sie doch war. Seit ihrer Verbannung hatte sie keinen Gedanken mehr an ihre beste Freundin verloren, sondern in Selbstmitleid versunken und nur noch an sich gedacht.
Bis sie Mira begegnet war. Siara lächelte. Man konnte wirklich behaupten, dass Mira nur gutes an ihrem Charakter bewirkt hatte. Aus dem verwöhnten, ich-bezogenem Mädchen von einst war innerhalb weniger Wochen eine verantwortungsvolle junge Frau geworden. Die sich jetzt wieder um Mira sorgte.
Könnte ihr Verhalte daran liegen, dass sie Angst vor Paome hatte? Siara beschloss sie morgen früh danach zu fragen. Nun, da sie diesen Entschluss gefasst hatte, schlief Siara zuversichtlich ein. In dieser Nacht träumte sie von einem Leben in Paome, mit Mira an ihrer Seite.

Mira schlug die Augen auf. Es war noch dunkel. Vorsichtig schlich sie sich aus dem Auto und legte sich draußen in das noch nasse Gras. Sie blickte hoch in die dunkle Nacht und beobachtete die Sterne. Ihre Gedanken wanderten nach Paome und Mira versuchte sich ein Bild von der Stadt zu erträumen. Sie bemerkte Siara nicht, die sie vom Autofenster aus beobachtete.
"Fahren wir los?" Mira zuckte zusammen. Es war hell geworden. "Ja." "Ist wirklich alles in Ordnung mit dir?" "Ja natürlich. Was soll schon los sein." "Okay, dann fahren wir los. Vielleicht kommen wir heute oder morgen schon an."
Im Auto warf Siara immer wieder einen Blick in den Rückspiegel zu Mira um sicher zu gehen, dass es ihr gut ging. "Du glaubst doch nicht etwa, dass ich dich auf einmal nicht mehr lieb habe, sobald wir nach Paome kommen, oder?" Mira brach in Tränen aus. "Doch.", heulte sie. "Dann brauchst du mich doch gar nicht mehr. Dann bist du doch wieder zu Hause." Siara fuhr an den Straßenrand und hielt an. Sie kletterte auf den Rücksitz und nahm Mira in den Arm. "Meine Kleine. Miramaus. Ich werde dich immer lieben, mein Schatz. Ohne dich könnte ich nicht mehr leben. Du bist Teil meines Lebens geworden und ich würde dich niemals freiwillig verlassen. Okay? Ich liebe dich so sehr. So sehr." Lange saßen sie so da, bis Mira sich beruhigte und noch länger. So kam es, dass sie Paome an diesem Abend nicht mehr erreichten. Doch sie waren schon ganz in der Nähe, als sie anhielten um spät in der Nacht schlafen zu gehen.

"Siara. Siara, wach auf. Da schleicht etwas um unser Auto. Siara. Siara, ich habe Angst. Wach auf." "Was ist denn los, Mira? Hast du einen Alptraum gehabt?" "Nein. Da draußen ist irgendwas. Das schleicht um das Auto und macht mir Angst." "Ich schau mal nach, ja?" Müde stieg Siara aus dem Auto. Sie war barfuß und nicht wirklich wach. "Warte hier im Auto."

"Ist da jemand?" Siara schaute sich um. Sie hatten an einem Waldrand geparkt und die ganze Atmosphäre war wirklich gruselig. Kein Wunder dass Mira Angst bekam. Etwas raschelte im nahen Gebüsch. "Hallo?" Jetzt zitterte auch noch ihre Stimme. Das Rascheln kam näher. Es hörte sich an wie... Aber das konnte nicht sein. Hier gab es doch keine Schlangen. Ups. Anscheinend doch. Zumindest sah das, was gerade hinter den Büschen und Bäumen hervorkam, extrem nach einer aus. Shit. Was sollte sie jetzt machen? "Siara. Ist alles in Ordnung. Miras Kopf lugte aus der Autotür hervor. "Mira, mach die Tür zu. Hier ist eine Schlange." Mira schrie los. Die Schlange schein ihren Kopf zu heben und schlängelte sich in Richtung des Autos. War die schnell. "Mira! Oh mein Gott, Mira." Siara sprang, und noch im Flug verwandelte sie sich. Brüllend stürzte sie sich auf die Schlange. bevor sie aufkam, drehte sich diese mit einem Zischen zu ihr um. Sie hob ihren Oberkörper, soweit man bei einer Schlange von Oberkörper sprechen konnte. Mira schrie noch immer, doch dieses Geräusch verblasste im Hintergrund während Siara angriff. sie konnte nicht sagen, wie lange sie kämpfte, aber irgendwann begannen ihre Kräfte sie zu verlassen. Auch die Schlange wurde langsamer, ihre Bewegungen, vorher einem geheimnisvollen Tanz gleich, wurden schwerfälliger. Nichtdestotrotz gab keiner der beiden auf. Sie mussten Stunden gekämpft haben, als Siara fühlte wie sie sich langsam zurückverwandelte. Ihr flatterten weiße Flecken vor den Augen, während sie versuchte noch einmal mit ihren Pranken zu zuhauen. Doch da war es schon zu spät, sie fiel in das schwarze Nichts der Ohnmacht.

Mira hatte alles mit ansehen müssen. Oft, viel zu oft hatte sie das Gefühl gehabt Siara wäre unwiederbringlich am verlieren. Am Sterben. Jetzt lag sie da und die Schlange betrachtete sie. Mira wusste nicht viel von Schlange, sie hatte keine Ahnung ob das ein natürliches Verhalten war, aber es schien ihr komisch. Sollte sie nicht sofort zubeißen, sobald sich eine Gelegenheit bot? Die jetzt gekommen war? Da, jetzt schlängelte sie sich weg. Die Schlange, die eben noch so erbittert mit Siara gekämpft hatte, verschwand gerade wieder im Wald. Sie war weg, keine Spur mehr von ihr. Vorsichtig öffnete Mira die Autotür. Sie war hundemüde, aber sie musste sofort erfahren was mit Siara los war. Sie flog neben ihr auf den Boden und kniete sich an ihren Kopf. Sie hatte ein paarWunden am ganzen Körper und blutete aus einigen. Mira liefen Tränen aus den Augen. Wenn sie nun lebensgefährlich verletzt war? Wenn es eine Giftschlange gewesen war? Wenn sie einfach nicht mehr aufwachte? Einfach aufhören würde zu atmen? und Mira allein ließ?
Da schlug Siara kurz die Augen auf. "Meine Miramaus.", flüsterte sie mit schwacher Stimme."Ich hab dich lieb." Dann fielen ihr wieder die Augen zu. Mira schluchzte laut auf. Was sollte sie jetzt tun?

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RE: Siara

#16 von Hanna(h) , 20.08.2011 19:16

Ein schlanker Körper schob sich durch das Buschwerk des Waldrands. Es war eine kleine Frau mit dunklen Haaren und insgesamt einem exotischen Touch. Sie bewegte sich leicht, fast tänzerisch, auf Mira und Siara zu. Hinter ihr durchbrachen zwei junge Männer das Gehölz. "nehmt sie mit.", befahl die Frau mit leiser Stimme. Man hörte ihr die Befehlsgewohnheit an. Wortlos nahmen die beiden Siara aus Miras Armen und trugen sie in den Wald. Die Frau selbst griff nach Mira. Die war wie erstarrt. Widerstandslos ließ sie sich ebenfalls in den Wald führen. Sie verstand nichts mehr und vielleicht war es besser alles mit sich geschehen zu lassen.

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RE: Siara

#17 von Cinderella , 24.08.2011 16:43

okay ich werds auf jeden fall durrchlesen :D muss aber jez schnell zum pferd ;)

 
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RE: Siara

#18 von Hanna(h) , 01.09.2011 21:08

find ich gut, dass dus liest. Im AF hab ich nämlich kaum noch Leser

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