okay, HIER KOMMEN SCHONMAL DIE ERSTEN 2!!!!!!!!
Tod Geträumt
30. Oktober 1453
Trotz der Sturmwarnung trafen wir uns-heimlich, wie immer. Natürlich wussten wir, dass es gefährlich war und wenn jemand hinter unser Geheimnis kommen würde, wartete der Strick auf mich. Keiner würde es dulden: Die Bauerntochter und der Prinz. Er wartete schon auf mich, als ich endlich unter der alten Eiche ankam. Meine kleine Schwester hatte mal wieder einen riesen Krach veranstaltet und alle vom Schlafen abgehalten, da war es schwer, sich davonzuschleichen.
„Liebste!“, war alles was er zärtlich murmelte, während er sein Gesicht in meinem roten Haar vergrub. Kein Wort der Verärgerung oder gar ein böser Blick. Er war nie auf mich sauer, er konnte es gar nicht! Außer wenn ich mal wieder etwas tat „was mich in Gefahr bringen konnte“. Jedes Mal, wenn wir getrennt waren, konnte er die Qualen kaum aushalten, wenn er daran dachte, was mir in den dunklen Sperlunkgen und Gassen unserer Stadt alles passieren konnte.
Es war nicht leicht für ihn. Es war für uns beide nicht leicht.
„Lass uns gehen.“, flüsterte ich ihm sanft ins Ohr, als er seine langen schmalen Finger an meinem Hals herunter wandern ließ.
„Wir haben nicht viel Zeit.“
Vorsichtig löste ich seinen Griff von meinem Nacken und Hand in Hand wanderten wir in den dunklen Wald hinein.
Wie die Schatten einer düsteren Vorahnung türmte sich die Dunkelheit zwischen den Bäumen auf und die rauschenden Wellen erwarteten uns bereits.
23.11.2012-Das Erwachen
Es ist das Taumeln zwischen Schlaf und wach sein, Dämmerung und Tagesanbruch, dass mich so oft aufschreien lässt. Die Verzweiflung, wenn alles durch meine Finger gleitet wie Wasser und sich in der Weite verliert. Das Gefühl nicht mehr Herr meines Lebens und meines Willens zu sein. Nur noch für die Nacht und die Träume zu Leben, ohne Sinn und Verstand. Alles andere zieht grau und kalt an mir vorbei, während ich den Tag durchlebte um der Nacht entgegen zu fristen.
Um nur für wenige Stunden wieder in der Wirklichkeit zu sein, bei meinem Liebsten.
Vorsichtig ließ Doktor Hilson das kleine Buch mit dem alten Ledereinband vor sich auf den Tisch fallen und wartete darauf, das Emely etwas sagte-doch sie tat ihm den Gefallen nicht. Je weiter er aus dem Tagebuch ihrer besten Freundin vorlas, desto mehr schmerzte es sie. Hinter jedem Wort, jedem Gedanken konnte sie Emilia erkennen. Ihrer Art sich auszudrücken, die Panik, die Emely in den letzten Monaten so oft in ihren Augen gesehen hatte.
Jedes Wort ließ Emilia wieder klar vor ihrem Auge erscheinen, bevor das Bild in tausend Splitter zerbrach und sich der tiefe Abgrund wieder vor Emely auf tat.
Und sie wusste, dass Doktor Hilson genau auf diese Gefühle aus war. Die Verzweiflung, die Emely bei dem allen hier empfand, denn das war seine Art zu arbeiten. Seine Patienten nur noch mehr zu verletzten, um an die Erinnerungen heran zu kommen, die sie Möglicherweise tief in ihrem innerem vergraben hatten.
Als Emely nach mehreren Atemzügen immer noch nichts gesagt hatte, seufzte Doktor Hilson übertrieben laut auf und deutete ihr mit einer Geste seiner Hand, dass sie sich an den Gummibärchen, die in einem hohen Glas auf dem Tisch standen bedienen durfte.
„Ich weiß…Ich weiß, dass Sie jetzt eine schwere Zeit durchmachen, aber Sie müssen versuchen… Sie dürfen Ihre Erinnerungen nicht verdrängen, Emely, denn nur mit Ihrer Hilfe können wir erfahren, was Ihrer Freundin widerfahren ist. Verstehen Sie das?“
Natürlich verstand sie es. Und Emely hätte ihm auch ohne das Tagebuch die passenden Antworten liefern können-aber sie wollte nicht.
Was zwischen ihr und Emilia geschehen war, ging niemanden etwas an und sie würde das Geheimnis mit ins Grab nehmen!
Bei den Gedanken an ein Grab zuckte Emely zusammen und die scheußlichen Bilder stiegen wieder in ihr hoch. Ein kitschiger Grabstein aus Mamor, mit schwarzer Schrift. Tausend rote Rosen auf dem Grab und weinende Menschen, die um das verlorene Mädchen trauerten.
Emilia hatte Friedhöfe gehasst. „Als wenn man die Toten zur Schau stellen würde!“ hatte sie immer gesagt. Und Rosen-vor allem rote!-fand sie einfach nur kitschig und etwas für Paare im siebten Himmel.
Und sie hätte auch keinen Menschenauflauf bei ihrer Beerdigung gewollt. Nur die Familie, die besten, engsten Freunde und ihre Asche in einem hohen Tonkrug, die über die Klippen aufs Meer geweht wurden.
Das und nichts anderes. Aber niemand hatte diesen Wunsch respektiert und Emely hatte weder die Kraft noch den Mut gehabt, etwas zu sagen. Wobei es doch ihre Pflicht als beste Freundin gewesen wäre.
Sie hatte nicht bemerkt, dass Doktor Hilson aufgestanden war und nun in dem kleinen Raum mit den weichen Sofas in der Mitte umherlief.
Emely versuchte ihn aus ihrem Kopf auszublenden. Ihn und alles andere, was momentan um sie herum geschah. Es war einfach zu viel, zu viel auf einmal, was passierte. Sie hatte langsam das Gefühl verrückt zu werden.
All diese Emotionen, die erste Verwirrtheit, dann die Erkentniss das es kein Witz war und der Schock. Das Gefühl ungehindert in ein tiefes Loch zu fallen und die unbändige Verzweiflung. Der Schmerz. Der bittersüße Schmerz, der ihrem Herz immer wieder einen Stich versetzt hatte, während sie langsam aber sicher in ihm unterging.
Sie hatte all das nicht auf einmal verarbeiten können, als sie die Ereignisse wie eine riesige Welle überrollt hatten.
Emely hatte es nicht glauben wollen, es war einfach unmöglich gewesen.
Es konnte doch nicht sein, dass ein Mensch von einem Tag auf den anderen einfach…verschwunden war, nicht mehr da und dann leblos am Ufer der Klippen gefunden wurde. Ohne jeden Grund, ohne Erklärung.
Es war einfach nicht möglich.
Das war es zumindest, was sie sich seit diesem schrecklichem letzten Oktober Tag einzureden versuchte.
„Ich denke, es ist das Beste, wenn wir die Sitzung für heute beenden. Ich sage an der Information bescheid, dass man Ihre Eltern anrufen soll.“
„Nein!“ Gerade als Doktor Hilson nach dem Telefon greifen wollte, machte Emely zum ersten Mal an diesem Tag den Mund auf.
„Nein?“
„Nein, ich werde zu Fuß gehen. Es ist ja nicht weit. Bitte, Sie brauchen meine Eltern nicht anrufen.“
Es war eine monotone, verzweifelte Stimme. Emely versuchte zwanghaft, sie gleichgültig klingen zu lassen.
Der Mann lächelte milde und ließ seine Hand wieder sinken. Es war ein eingeübtes Spiel. Jedes Mal war es das gleiche. Emely weigerte sich zu reden und wenn sie dann gehen sollte, zog sie es vor, alleine zu sein.
„Gut. Dann sehen wir uns in zwei Tagen. Auf Wiedersehen, Emely.“
Nickend verließ sie den Raum, verabschiedete sich von der Empfangsdame und trat hinaus, in den Nieselregen.
Inzwischen ging sie den Weg jeden zweiten Tag, immer wenn Emely von Doktor Hilsons Praxis wieder nach Hause lief. Sie wusste selber nicht genau, warum sie sich nicht von ihren Eltern abholen ließ. Vielleicht, weil sie sie jede dritte Minute fragten ob alles mit ihr in Ordnung sei und sie irgendetwas für sie tun konnten.
Natürlich verstand Emely warum. Ihre Eltern wollten ihr einfach über diese „schwere Zeit“ hinweghelfen, aber was, wenn sie nicht wollte wenn ihr jemand half? Sie hatte Emilia ja auch nicht geholfen. Es war etwas womit sie alleine fertig werden musste, und wo ihr kein Arzt helfen konnte.
Zum anderen ertrug sie einfach keine Menschen mehr. Alles was sie wollte, war sich in ihrem Zimmer einschließen und auf dem Bett zusammen zu rollen. Oder in den Wald zugehen, sich still auf eine Bank zu setzen und dem fernen Rauschen der Wellen lauschen. Es war ein beruhigendes Geräusch. Immer gleich. Nie abbrechend.
Man konnte sich so gut in ihnen verlieren, die Gedanken schweifen lassen und alles vergessen. Endlich einmal in Ruhe trauern.
Ihre Turnschuhe federten sanft auf dem weichen Waldboden und zum ersten Mal, seit dem ihre Mutter ihr so entsetzt mitgeteilt hatte, das Emilia tot aufgefunden wurde, löst sich eine Träne aus Emelys Augenwinkel und rollte über ihre Wange, tropfte am Kinn hinunter auf die schwarze Jacke.
Und zum ersten Mal hatte sie das Gefühl, endlich verstanden zu haben, dass ihre beste Freundin nicht wieder kommen würde. Sie war gegangen endgültig.
Und ich werde herausfinden, warum! Das schulde ich dir.
Denn Emely konnte sich nicht vorstellen, warum ihre beste Freundin freiwillig von dieser Klippe gesprungen sein sollte.
Träume und ihre Folgen
Wenn man die beiden heute so sieht, ahnt man nicht mehr was damals passiert ist.
Elegant und in voller Harmonie schweben die beiden über den sandigen Hallenboden. Keinerlei Anstrengung konnte man darin erkennen und jede Bewegung schien perfekt. Das strahlende Lächeln auf ihrem Gesicht machte deutlich wie sehr sie sich freute. Noch vor einem Jahr hätte sie nie daran geglaubt, dass es ihr wieder so gut gehen könnte. Nie hätte sie gedacht, das dieser zerbrochene Traum wieder aufleben könnte.
Die beiden hielten in der Mitte der Bahn und immer nach über das komplette Gesicht strahlend klopfte die junge Frau ihrem Pferd den Hals.
"Wirklich erstaunlich wie gut er wieder läuft" schallte die Stimme ihrer Trainerin durch die Halle und die Frau konnte nur Zustimmend nicken.
Langsam schwang sie sich aus dem Sattel und landete sanft neben ihrem Pferd auf dem Boden. "Ja, er ist großartig. Die Dressur scheint ihm genauso zu gefallen wie zuvor das Springen. Wenn man bedenkt, dass er vor einem Jahr fast eingeschläfert wurde, ist der heutige Tag ein Wunder."
Die Gedanken an den schicksalhaften Tag vor einem Jahr taten noch immer weh, viel zu oft sah man noch den Schmerz im Blick der jungen Frau wenn sie daran zurückdachte.
Es war ein wunderschöner Sommertag, das Training lief wahnsinnig gut. Doch auf einmal wurde alles anders. Das Pferd der jungen Frau stürzte direkt nach dem Sprung. Die Frau kam leicht verletzt davon, das Pferd jedoch nicht. Später stellte es sich heraus, dass dem Pferd während der Landung das linke Vorderbein gebrochen ist. Meistens ein Todesurteil für das betreffende Pferd.
Die junge Frau wollte aber nicht, dass ihr treuer Freund eingeschläfert wird. Sie wollte versuchen den Bruch heilen zu lassen. Die Ankündigung, dass ihr Traum von Olympia mit diesem Pferd zerbrochen war und das sie froh sein kann wenn er wieder ganz normal laufen kann waren ihr egal. Die beiden haben viel miteinander erlebt und der Frau war es egal ob er jemals wieder Springen könnte. Hauptsache er lebte.
Und ihr Traum erfüllte sich. All die Wochen in denen der Bruch langsam verheilte waren ihren Aufwand wert. Ihr geliebtes Pferd hielt durch und verlor die ganze Zeit eines nichts: sein Willen zu überleben.
Monatelang zog sich der Heilungsprozess hin, gut ein halbes Jahr. Doch es hat sich gelohnt, das Pferd konnte wieder normal gehen. Langsam wurde immer mehr trainiert, dass Pferd wurde wieder fit. In dieser Zeit entdeckte die junge Frau ein weites Talent ihres Pferdes, nämlich die Dressur. Und dieses Talent war verdammt riesig.
Nun stand sie neben eben diesem Pferd, streichelte ihm liebevoll den Hals und sie konnte wieder Träumen. Denn die beiden waren in ihrer neuen Disziplin hervorragend, das erste Turnier war wieder geplant.
Der zerbrochene Traum ist wieder aufgelebt und nun träumte die junge Frau wieder von Olympia. Nur hatte sich der Traum verändert und dieses Mal fand sie ihn sogar besser.
Als hätte ihre neue Trainerin ihre Gedanken erraten meinte diese: "Wer weiß, vielleicht seit ihr bei den nächsten Spielen dabei?"
Zufrieden gingen die beiden nebeneinander her, in Richtung des Stalles. In diesem Stall hatte das Pferd die harte Zeit überstanden. Zusätzlich zu dem Schmerz eine fremde, neue Umgebung. Aber dort wo der Unfall passiert ist, waren sie nicht mehr willkommen.
"Hey" Die beiden Frauen blieben stehen und sahen sich nach der Person um, die nach ihnen rief.
Der Blick das jungen Frau war auf einmal nicht mehr zufrieden sondern eher geschockt. Ihr alter Trainer rannte auf die zu.
"Ich habe das letzte Stück deines Trainings gesehen. Ihr beide wart echt gut, auch wenn du besser im Springen bist." meinte ihr alter Trainer und musterte das Pferd an ihrer Hand.
Inzwischen hatte die junge Frau sich wieder gefasst. "Ja, ihm scheint die Dressur wirklich zu liegen. Leider möchte ich ja nicht mehr springen" Ihre Augen funkelten den alten Trainer wütend an.
"Es war wirklich ein schlimmer Sturz damals, aber so wie es aussieht hast du dich wieder zusammengerauft. Wirklich ein schönes und talentiertes Pferd das du nun hast. Ihr hab bestimmt eine gute Chance einige große Preise zu gewinnen..." redete der Trainer vor sich hin.
Was er aber nicht bemerkte war, wie die Augen der jungen Frau auf einmal erstaunen zeigten. Ihre Gedanken schienen wild umherzuflattern, wie ein verschreckter Vogel. Doch dann blieben sie an einem Satz hängen: Er sieht nicht, dass es das selbe Pferd wie damals ist.
Nun schien der Trainer doch zu bemerken, wie abwesend die junge Frau ist. "Habe ich etwas falsches gesagt?" fragte er verwundert.
"Nein, haben sie nicht...sie haben nur etwas wichtiges übersehen" meinte die junge Frau freundlich. Doch plötzlich wurde ich Blick frech und sie lächelte ihn auch so an. "Vor ihnen steht das Pferd, dass vor einem Jahr bei ihnen gestürzt ist".